230485 Der ‚Tristan‘ und die deutschsprachige Literatur des Mittelalters (S) (WiSe 2024/2025)

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Die Geschichte von Tristan und Isolde findet auf vielfältige Weise Niederschlag in der Literatur und ist scheinbar trotz der Unklarheit über die genaue Herkunft des Stoffes (keltisch-irische Sage?) eng mit einem spezifischen Mittelalterbild verbunden. Das Erzählen vom perfekten Liebespaar, das keines sein darf, von der Macht der Liebe/Minne und einem Liebestrank, von Ehebruch, von machtentscheidenden Täuschungen und klugem Listhandeln, von uneindeutigen Gottesurteilen, von Identität und Erinnerung sowie einem besonderen Protagonisten, der anders ist als die Artusritter und Heldenepen-Recken lässt sich an zahlreichen literarischen ‚Bearbeitungen‘ ablesen. Die Überlieferung von Tristanerzählungen spricht für eine außerordentliche Beliebtheit, die im deutschsprachigen Gebiet mit dem ‚Tristrant‘ Eilharts von Oberg (um 1200) zuerst greifbar ist und mit Günter de Bruyns ‚Tristan und Isolde‘ von 1975 noch kein Ende der literarischen Auseinandersetzung erreicht hat.
Nicht nur de Bruyn knüpft ausdrücklich an den unvollendeten (?) Tristanroman Gottfrieds von Straßburg (um 1220) an, auch die Tristanerzählungen Ulrichs von Türheim (vor 1243), Heinrichs von Freiberg (um 1280) und die schwankhafte Erzählung ‚Tristan als Mönch‘ (um 1250) sowie das Trauerspiel ‚Von der strengen lieb herr Tristrant mit der schönen königin Isalden‘ von Hans Sachs (1553) ruhen auf Gottfrieds ‚Tristan‘ auf.

Im Zentrum des Seminars steht Gottfrieds ‚Tristan‘, der aus unterschiedlichen Richtungen beleuchtet und hinsichtlich der Erzählweise, des Verhältnisses von Erzähler- und Figurenaussagen, einer religiösen wie höfischen Konzeption, der Überlieferung und auch der (ideologischen) Rezeption befragt wird.

Eine Annäherung an den Stoffkomplex erfolgt über den Roman Günter de Bruyns, um sich mit dem Handlungsgeschehen und den Figuren vertraut zu machen und zugleich die Imagination des Mittelalters bzw. der Vormoderne aus einer Perspektive der späten 70er-Jahren der DDR/Ostberlins anzusehen.

Insbesondere bietet sich der Tristanstoff für überlieferungsgeschichtliche Fragestellungen an, denn in den Handschriften werden sowohl verschiedene Tristanerzählungen als auch Texte aus anderen Traditionszusammenhängen gemeinsam überliefert. Gottfrieds ‚Tristan‘ bildet also nicht nur mit den Versionen Eilharts, Ulrichs, Heinrichs von Freiberg und ‚Tristan als Mönch‘ einen Überlieferungsverbund, sondern auch zusammen mit Wolframs von Eschenbach ‚Parzival‘, Hartmanns von Aue ‚Iwein‘, (u. a. Walters von der Vogelweide) Minneliedern und Mären.

Das Seminar bietet die Möglichkeit, einen Teil der Überlieferungsträger realiter in Augenschein zu nehmen, denn es ist die Teilnahme an einer Exkursion in die Staatsbibliothek zu Berlin am 17.–18.01.2025 möglich, deren Abteilung für Handschriften und Historische Drucke Tristanhandschriften aufbewahrt.

Bibliography

Literaturhinweise werden in der ersten Seminarsitzung gegeben. Zur Orientierung empfohlen:
• Kuhn, Hugo: Gottfried von Straßburg. In: 2VL, Bd. 3, 1980, Sp. 153–168.
• Schausten, Monika: Erzählwelten der Tristangeschichte im hohen Mittelalter. Untersuchungen zu den deutschsprachigen Tristanfassungen des 12. und 13. Jahrhunderts. München 1999 (Forschungen zur Geschichte der älteren deutschen Literatur 24).
• Stein, Peter K.: Literaturgeschichte – Rezeptionsforschung – „Produktive Rezeption“. Ein Versuch unter mediävistischem Aspekt anhand von Beobachtungen zu Günter de Bruyns Nachdichtung von Gottfrieds von Straßburg Tristan im Kontext der Wissenschaftlichen und kulturpolitischen Situation in der DDR. Kümmerle, 1979 (Göppinger Arbeiten zur Germanistik 287).
• Tomasek, Tomas: Gottfried von Straßburg. Stuttgart 2007 (RUB 17665).

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weekly Di 14-16   07.10.2024-31.01.2025

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