261045 Soziale Mechanismen (S) (WiSe 2012/2013)

Inhalt, Kommentar

Gemäß dem zuerst von Max Weber formulierten Grundsatz des methodischen Individualismus haben Erklärungen sozialer Phänomene immer auf der Ebene der Handlungen einzelner Individuen zu beginnen. Diese reduktionistische Forderung richtet sich gegen den Holismus, nach welchem der Bezug auf soziale Entitäten wie z.B. gesellschaftliche Klassen, die bestimmte Interessen haben, entscheidend für die Erklärung sozialer Phänomene (z.B. Revolutionen) ist. Der methodische Individualist hält dem Holisten nun entgegen, dass nur Handlungen von Individuen, nicht aber Gruppeninteressen kausal wirksam sind. Besondere Kraft entfaltet der methodische Individualismus im Rahmen von spieltheoretischen Ansätzen, die oft per Computersimulation analysiert werden. Hierbei stellt sich allerdings heraus, dass der ursprüngliche Grundsatz des methodischen Individualismus zu eng ist, da die Betonung der Handlungen einzelner Individuen der Tatsache nicht gerecht wird, dass die iterierten Wechselwirkungen zwischen sozialen Agenten oft wichtiger sind als die genauen Details Ihrer Handlungsweisen. Diese Lücke schließt die Konzeption sozialer Mechanismen, die mal als Brückenschlag zwischen methodischem Individualismus und Holismus sehen kann.
Im Seminar sollen zunächst die skizzierten theoretischen Hintergründe aufgearbeitet werden. Danach soll der Begriff sozialer Mechanismen genauer untersucht und mit diversen Beispielen veranschaulicht werden, wie etwa dem Zustandekommen ungleicher Verteilungen von Verbrechen und Wohlstand oder dem Entstehen von Finanzmarktcrashs. Schließlich werden wir erörtern, in welchem Verhältnis der Begriff sozialer Mechanismen zum Mechanismusbegriff in den Naturwissenschaften steht.

Literaturangaben

Challet, D./Zhang, Y.-C. (1997): “Emergence of cooperation and organization in an evolutionary game”, Physica A 246: 407.
Elster, J. (2007): Explaining Social Behavior: More Nuts and Bolts for the Social Sciences, Cambridge University Press.
Hedstrom, P., und R. Swedberg (Hg.) (1998): Social Mechanisms: An Analytical Approach to Social Theory, Cambridge: Cambridge University Press.
Kuhlmann, M. (2008): “Reducing complexity in the social sciences“, in: Hieke, A., und H. Leitgeb (Hg.): Reduktion und Elimination in Philosophie und den Wissenschaften, Austrian Ludwig Wittgenstein Society, Kirchberg am Wechsel 2008.
Little, D. (2011): “Causal Mechanisms in the Social Realm,” Causality in the Sciences, in: McKay Illari, P., Russo, F., und J. Williamson (Hg.): Causality in the Sciences, Oxford University Press, Oxford, S. 273-295.
Pickel, A. (2004): “Introduction - Systems and mechanisms: A symposium on Mario Bunge’s philosophy of social sciences”, Philosophy of the Social Sciences (Special Issue) 34/2: 169-181.
Sawyer, R. Keith 2004 “The Mechanisms of Emergence” Philosophy of the Social Sciences 34, 260-282.

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