Gemäß dem zuerst von Max Weber formulierten Grundsatz des methodischen Individualismus haben Erklärungen sozialer Phänomene immer auf der Ebene der Handlungen einzelner Individuen zu beginnen. Diese reduktionistische Forderung richtet sich gegen den Holismus, nach welchem der Bezug auf soziale Entitäten wie z.B. gesellschaftliche Klassen, die bestimmte Interessen haben, entscheidend für die Erklärung sozialer Phänomene (z.B. Revolutionen) ist. Der methodische Individualist hält dem Holisten nun entgegen, dass nur Handlungen von Individuen, nicht aber Gruppeninteressen kausal wirksam sind. Besondere Kraft entfaltet der methodische Individualismus im Rahmen von spieltheoretischen Ansätzen, die oft per Computersimulation analysiert werden. Hierbei stellt sich allerdings heraus, dass der ursprüngliche Grundsatz des methodischen Individualismus zu eng ist, da die Betonung der Handlungen einzelner Individuen der Tatsache nicht gerecht wird, dass die iterierten Wechselwirkungen zwischen sozialen Agenten oft wichtiger sind als die genauen Details Ihrer Handlungsweisen. Diese Lücke schließt die Konzeption sozialer Mechanismen, die mal als Brückenschlag zwischen methodischem Individualismus und Holismus sehen kann.
Im Seminar sollen zunächst die skizzierten theoretischen Hintergründe aufgearbeitet werden. Danach soll der Begriff sozialer Mechanismen genauer untersucht und mit diversen Beispielen veranschaulicht werden, wie etwa dem Zustandekommen ungleicher Verteilungen von Verbrechen und Wohlstand oder dem Entstehen von Finanzmarktcrashs. Schließlich werden wir erörtern, in welchem Verhältnis der Begriff sozialer Mechanismen zum Mechanismusbegriff in den Naturwissenschaften steht.
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Sawyer, R. Keith 2004 “The Mechanisms of Emergence” Philosophy of the Social Sciences 34, 260-282.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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26-HM_PP4_POL Hauptmodul PP4: Politische Philosophie | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Philosophie / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | N5 HM PP PolP; N10 GES-TH | Wahlpflicht | 3. 4. 5. 6. | 2/4 | |
Philosophie (Gym/Ge als zweites U-Fach) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | N5 HM PP PolP; N10 GES-TH | Wahlpflicht | 1. 2. | 2/4 | ||
Philosophie (HR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | N5 HM PP PolP; N10 GES-TH | Wahlpflicht | 1. 2. | 2/4 |
Voraussetzung für die Vergabe von 2 Leistungspunkten (Bachelor Einschreibung bis SoSe 11 und Master of Education) ist die regelmäßige und aktive Teilnahme sowie das Erbringen des schriftlichen oder mündlichen Beitrags im Umfang von maximal 1200 Wörtern für das Modulportfolio, auf dem die unbenotete Moduleinzelleistung beruht. Die Anforderungen für den Modulportfolio-Beitrag werden zu Veranstaltungsbeginn bekannt gegeben. Als Modulabschluss kann eine Hausarbeit geschrieben werden.