220078 Preußen und Kolonialismus. Ein Ausstellungsprojekt im LWL-Preußenmuseums Minden (PjS) (SoSe 2022)

Inhalt, Kommentar

Das Projektseminar bereitet die Sonderausstellung „Schwarz weiß. Preußen und Kolonialismus“ vor, die im Herbst 2022 im LWL-Preußenmuseum Minden eröffnet wird. Bereits seit dem 17. Jahrhundert betrieb Brandenburg-Preußen Kolonialpolitik und preußische Akteure errichteten an der Westküste Afrikas koloniale Niederlassungen. Debatten im preußischen Landtag Mitte des 19. Jahrhunderts zeigen, dass Preußen erneut ein Selbstverständnis als kolonialer Akteur entwickelte. Neue Dynamiken entstanden mit der Gründung des Kaiserreichs und des deutschen Kolonialreichs 1884. Seitdem verdichteten sich die Verbindungen zwischen den kolonisierten Regionen und Deutschland. Deutschlands Herrschaftsanspruch ging jedoch einher mit der Konstruktion von Weltbildern, die das Selbstbild einer höher entwickelten „deutschen Nation/Kultur“ rechtfertigte und komplexe afrikanische Gesellschaften zu primitiven Stämmen degradierte. Einer Realität von kolonialer Landenteignung, Zwangsarbeit und Kriegen standen in Deutschland exotisierte „Kolonialwaren“, „primitive Kunst“ oder sog. Völkerschauen gegenüber, die v.a. von einer aufkommenden bürgerlichen Schicht konsumiert wurden. Durch Handel, Migration und Alltagskultur war auch die westfälische Provinz Teil kolonialer Zusammenhänge.
Im Seminar fragen wir zunächst, wo sich im Preußenmuseum und in Westfalen sowie in den anderen preußischen Provinzen heute noch Spuren der Kolonialgeschichte Preußens und des Kaiserreichs finden. Den Ausgangspunkt der Recherchen wird die Frage bilden, welche Rolle der preußische Militär- und Verwaltungsstandort Minden in der Kolonialzeit spielte. Auf der methodischen Ebene werden wir nach Lösungen suchen, wie mit Objekten umgegangen werden kann, die eine koloniale, rassistische Intention haben und fragen, inwiefern eine transregionale Kontextualisierung zu multiperspektivischen Betrachtungen führen kann. Damit werden wir versuchen, einen Beitrag zu aktuellen Debatten über den Umgang mit der kolonialen Vergangenheit und über rassismuskritisches, postkoloniales Kuratieren zu leisten.
Das Seminar geht über zwei Semester. Im WS 2021/22 stehen theoretische Ansätze zur Kolonialgeschichte und zur Museumsarbeit sowie Recherchen im Zentrum. Im SoSe 2022 wird das erarbeitete Wissen in konkrete Elemente der Ausstellung umgesetzt. Dazu gehört auch ein Bildungsprogramm, das die Mindener Stadtgesellschaft miteinbezieht. Die Studierenden werden vom Museumsteam angeleitet und machen dadurch nicht nur vielfältige Erfahrungen in der praktischen Museumsarbeit, sondern werden auch mit den neuesten Ansätzen der Museumsarbeit vertraut gemacht.

Das zweisemestrige Projektseminar deckt das gesamte BA-Modul „Geschichte und Öffentlichkeit“ ab und kann als Alternative zur Kombination von Praktikum und Übung gewählt werden.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Dies ist die Fortsetzung des Projektseminars, das im WS 2021/22 begonnen hat. Im Sommersemester können nur die Studierenden teilnehmen, die bereits im WS am Seminar teilgenommen haben.

Literaturangaben

Sebastian Bischoff, Barbara Frey, und Andreas Neuwöhner: Lektüre: Koloniale Welten in Westfalen, Paderborn 2021.
Ann Laura Stoler und Frederick Cooper: Zwischen Metropole und Kolonie. Ein Forschungsprogramm neu denken, in: Kraft, Claudia; Lüdtke, Alf; Martschukat, Jürgen (Hrsg.): Kolonialgeschichten. Regionale Perspektiven auf ein globales Phänomen, Frankfurt/M.2010, S. 26-66.
Johannes Paulmann: Regionen und Welten. Arenen und Akteure regionaler Weltbeziehungen seit dem 19.Jahrhundert, in: Historische Zeitschrift 296 (2013), S. 660-699.
Susanne Gesser, Martin Handschin, Angela Jannelli und Sibylle Lichtensteiger (Hg.): Das partizipative Museum. Zwischen Teilhabe und User Generated Content. Neue Anforderungen an kulturhistorische Ausstellungen, Bielefeld 2012.
Natalie Bayer, Belinda Kazeem-Kamiński und Nora Sternfeld (Hg): Kuratieren als antirassistische Praxis, München 2017.

Lehrende

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
22-2.6 Praxis der Geschichtsvermittlung Projektseminar benotete Prüfungsleistung
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22-M-4.4.17 Profilmodul "Geschichtskulturen" Projektseminar benotete Prüfungsleistung
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22-M-4.5.17 Forschungsmodul "Geschichtskulturen" Projektseminar benotete Prüfungsleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.


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Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Donnerstag, 21. April 2022 
Letzte Änderung Zeiten:
Freitag, 4. Februar 2022 
Letzte Änderung Räume:
Freitag, 4. Februar 2022 
Art(en) / SWS
Projektseminar (PjS) / 2
Einrichtung
Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie / Abteilung Geschichtswissenschaft
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323400215