In dieser Lehrforschung geht es um Erfahrungen, die Menschen mit ihrer Geschlechtlichkeit im Kontext ihres privaten und beruflichen Alltags machen. Ausgangspunkt sind bestehende Ansätze der Geschlechterforschung, die Geschlecht als nicht stillzustellenden Prozess und als unentrinnbare, historisch je spezifische Anforderung verstehen. Kenntnisse dieser dekonstruktivistischen Geschlechtertheorien werden vorausgesetzt. In der Lehrforschung wird es jedoch nicht nur um die Herstellung von Erfahrung durch Sprache und latente soziale und diskursive Strukturen gehen, sondern in Anknüpfung an phänomenologische Ansätze vor allem um die körperlich-leibliche Dimension geschlechtlicher Existenzweisen.
Die phänomenale Qualität von Geschlecht kann zum einen an dem physischen sicht- und tastbaren Körper festgemacht werden, der verletzlich und endlich ist. Zum anderen verfügen Menschen aber auch über einen Innenraum (Leib), den sie spüren und fühlen und der für sie im Hier und Jetzt unhintergehbar ist. Zu diesem leiblichen Erleben zählen Emotionen, Affekte und Gespürtes. In der Lehrforschung wollen wir diesen von der Phänomenologie eingeführten Doppelaspekt menschlicher Existenz aufgreifen, ohne sozialstrukturelle Aspekte aus dem Blick zu verlieren. So ist beispielsweise die Vulnerabilität von Körpern entsprechend sozialer Positionierung in Gesellschaften sehr ungleich verteilt und es wird den Individuen „massiv zugemutet, ihr objektiviertes Geschlecht subjektiv zu sein“ (Lindemann 1993: 38). Allerdings trägt der lebendige Körper in seiner Eigensinnigkeit auch ein emanzipatives Potential in sich, das unter Umständen Voraussetzung der Transformation von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen sein kann.
Zentrale Forschungsfragen sind: Welche körperlich-leiblichen Erfahrungen machen Menschen als ein bestimmtes Geschlecht im privaten und beruflichen Alltag? Wie erleben sie ihre geschlechtliche Existenzweise?
Nach einer kurzen Phase, in der wir unser Wissen über die zugrunde gelegten Geschlechtertheorien rekapitulieren (Grundlagenwissen ist vorausgesetzt) sowie uns mit qualitativen Methoden vertraut machen, die den eigenen und untersuchten Körper als Quelle von Erkenntnis betonen, werden alle Teilnehmenden ein Interview führen und transkribieren. Den Großteil der Lehrforschung werden wir mit der gemeinsamen Auswertung dieses empirischen Materials verbringen.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M9_LF1 Lehrforschung in Geschlechtersoziologie | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-MGS-6b Angewandte Geschlechterforschung - Lehrforschung | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
- | unbenotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschlechterforschung in der Lehre |
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: