230044 Ozeanisch schreiben? – Thomas Meinecke und die Gendertheorie (S) (SoSe 2024)

Thomas Meinecke (geb. 1955) ist Autor, DJ, Musiker und Theoretiker. Sein literarisches Werk zeichnet sich u.a. durch eine Fülle von Verweisen und Bezugnahmen aus, die er – wie beim musikalischen Sampling – neben- und ineinander montiert. Ein zentraler theoretischer Bezugspunkt für Meinecke ist dabei die Gendertheorie.
Meinecke selbst beschreibt sein Schreiben als "etwas, was wir mittlerweile beschreiben als fluid, non-binary, und was ich selbst gerne ozeanisch nenne. Etwas, das nicht männlich, aggressiv, invasiv ist, sondern vielmehr mit dem eher weiblich codierten Rezipieren als Tat zusammenhängt und dabei witzigerweise durchaus auch Männer mit einbezieht, die das auch können.“

In diesem Seminar wollen wir uns zuerst einige zentrale Positionen der Gendertheorie aneignen. Daran anschließend wollen wir uns mit Meineckes frühem Roman Tomboy beschäftigen. Dieser Text erscheint 1998 und verarbeitet intensiv die in den 1990er Jahren aufkommenden Gender Studies. Es geht um Freundschaft und Liebe, Vorstellungen sowie Dekonstruktionen von Geschlecht und Möglichkeiten und Unmöglichkeiten von Identität.
Wir werden Meineckes fortlaufende Auseinandersetzung mit der Gendertheorie weiter verfolgen, indem wir uns mit Interviews, Gesprächen und Texten befassen, in denen der Autor wiederum das eigene Schreiben und die Bedeutung von Gender Studies reflektiert. Zudem werden wir ggf. Auszüge aus dem Roman Selbst (2016) lesen und diskutieren.

Insgesamt wollen wir also zum einen in den Blick nehmen, welche Bedeutungen gendertheoretische Positionen und Verweise für den jeweiligen literarischen Text haben können. Zum anderen wollen wir fokussieren, wie Gendertheorie als Bezugspunkt für Poetik bedeutsam werden kann.

(Vorkenntnisse in Gender Studies sind nicht erforderlich zum Besuch des Seminars.)

Literaturangaben

Die erforderliche Seminarliteratur wird digital bei moodle zur Verfügung gestellt.