Juli Zeh gilt als politische Autorin, eine moralische Instanz, als Intellektuelle, der es immer um die großen, philosophischen, die anspruchsvollen Themen geht. Ihre metaphernreiche Sprache loben manche als kühn, andere kritisieren sie als überladen oder schlicht misslungen. Mit diesem Mix aus gesellschaftlichem Anspruch, rhetorischem Pathos und umgangssprachlichem Drive hat die Autorin Zeh zumindest ihren ganz spezifischen, schon unverkennbaren Stil geformt, der sie in manchen Kreisen zur gefeierten Popautorin macht, in anderen zur kritischen Stimme ihrer Generation erhebt. Mit ihren Romanen „Adler und Engel“, „Spieltrieb“, „Schilf“, „Corpus Delicti“, „Nullzeit“ und „Unterleuten“ gehört sie zu den prominentesten Autorinnen den Gegenwart – nach den Nobelpreisträgerinnen Elfriede Jelinek („Die Klavierspielerin“, „Lust“) und Herta Müller („Atemschaukel“) –, aber vermutlich zu der am meisten gelesenen. Sie wird auch deshalb im Zentrum des Seminars stehen.
Damit wir den Epochenumbruch um 2000 besser verstehen können, gehen wir zurück bis zu Ingeborg Bachmann (Gedichte, „Der Fall Franza“) und Christa Wolf („Kassandra“) und betrachten die Ideen zum „weiblichen Schreiben“ im Zuge der zweiten feministischen Bewegung von den 60er bis zu den 80er Jahren, schauen uns deren Radikalisierung bei Elfriede Czurda an (Gedichte, „Kerner“, „Die Giftmörderinnen“, „Die Schläferin“) und verfolgen andere Autorinnen dieser Generation wie Ursula Krechel (Gedichte, Landgericht). Für die Dramatik analysieren wir primär Stücktexte von Dea Loher („Manhattan Medea“; „Das Leben auf der Praça Roosevelt“) und wiederum Elfriede Jelinek („Ein Sportstück“). An neueren Romanen ergänzen wir von Sibylle Lewitscharoff „Apostoloff“ und von Karen Duve „Taxi“, „Macht“, bei der Lyrik Arbeiten von Nora Gomringer und Einzeltexte aus Poetry Slams.
Im Seminar betrachten wir alle diese Texte (in Auszügen!) kontrastiv, verfolgen die Aufnahme der Inszenierungen und der Bücher. Neben den Dramentexten gehen wir auch auf Dramatisierungen von Prosa ein und fragen generell, weshalb das heutige Theater einen so ausgeprägten Drang verspürt, sich mit der theatralen Umsetzung narrativer Vorlagen zu beschäftigen: und damit Erfolge feiert. Welchen Gewinn bringt die Performanz, welchen Verlust nimmt die unmittelbare Präsentation auf der Bühne in Kauf? Auch Verfilmungen werden wir einbeziehen. Und wie kann die gänzliche Marginalisierung der Lyrik aufgefangen werden? Das gilt es auch theoretisch zu klären.
• Literatur wird über elektronischen Lernraum und Handapparat zur Verfügung gestellt.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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23-GER-BasLit_ver1 Basismodul Literaturwissenschaft: Historische Aspekte der Literatur: Epochen und Epochenumbrüche | Seminar zur deutschen Literaturgeschichte | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerB3 | 1.5/3.5 | ||||
Geschlechterforschung in der Lehre | |||||||
Studieren ab 50 |
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: