300271 Wer weiß was über LGBTQIA+? (LEH: Soziologische Methoden - quantitativ) (LEH) (SoSe 2024)

Inhalt, Kommentar

Wer weiß was über LGBTQIA+? - Das Wissen über Arten der Geschlechtlichkeit

Zweisemestrige Lehrforschung, quantitativ*

Gegenstand

Die lange Zeit für banal gehaltene Erfassung des Geschlechts ist zu einer Herausforderung geworden. Zwischen dem biologischen und dem sozialen Geschlecht und der sexuellen Orientierung wölbt sich ein Raum sexueller Diversität mit einer Vielzahl von Ausprägungen. Soziale Bewegungen fassen sie heute zusehends in ein eigenes Begriffsrepertoire, das Abkürzungen wie LGBTQIA+ abbilden.

Dieser Diskurs will lediglich die Sprache der realen Diversität anpassen. Dagegen leistet ein konservatives Verständnis binärer Geschlechtlichkeit Widerstand. Bislang haben sich die konträren Positionen allenfalls auf die Kategorie "divers" einigen können. Sie ist aber ein schlechter Kompromiß, weil sich die wenigsten Menschen jenseits althergebrachter dichotomer Identitäten als "divers" bezeichnen würden.

Mit einem Folgeproblem setzt sich die sozialwissenschaftliche Forschung, das sei Am Rande bemerkt, schon auseinander: Die Erfassung des Geschlechts erzeugt ein Dilemma. Erhebungsinstrumente sollen die vielfältiger gewordene Realität angemessen abbilden. Ein Teil des Publikums faßt die Verwendung von LGBTQIA+-Labels in Erhebungsinstrumenten aber als genderpolitisches Statement auf. Eine reale oder vermeintliche Positionierung durch Forschende droht die Teilnahmebereitschaft zu beeinträchtigen, denn offenbar sehen manche Menschen die Infragestellung binärer Geschlechterkonzepte als Bedrohung ihrer sozialen Identität an.

Weniger beachtet wird bisher ein anderer Aspekt: Das schiere Wissen um die spezifische Bedeutung der Genderkategorien ist kein Gemeingut; vermutlich sind in Abhängigkeit von Alter, politischer Orientierung, Milieu-Blasen-Zugehörigkeit und anderen Faktoren Teile der Gesellschaft kaum mit der Bedeutung der Konzepte vertraut. Es wäre gut, die Verbreitung des Wissens über die geschlechtliche Vielfalt und ihre Labels zu verstehen. Sozialwissenschaftlerïnnen müssen wissen, was in einem Instrument vorausgesetzt werden kann, um Fragebogenartefakte und Akzeptanzprobleme zu vermeiden. Ferner ist die Verbreitung des Wissens ein Indikator des sozialen Wandels und des Wertewandels. Sie wird der Gegenstand der Lehrforschung sein. Die Leitfrage lautet: Wer weiß was über die Spielarten der Geschlechtlichkeit?

Die Studierenden müssen sich mehreren Herausforderungen stellen, die der Gegenstand mit sich bringt, z. B.:

  • Wie läßt sich das Wissen über Geschlechtlichkeit operationalisieren, also in Begriffe und konkrete Fragen übersetzen?
  • Wie kann dem Problem sozialer Erwünschtheit begegnet werden?
  • Wie erreicht man Stichproben, die über die eigene Blase hinausgehen?

Format der Lehrforschung

  • Die Lehrforschung bildet ein vollständiges quantitatives Forschungsprojekt einschließlich Instrumentenentwicklung, Datenerhebung, Datenanalyse, Bericht.
  • Die Studierenden erheben und analysieren quantitative Daten.
  • Alle Teilnehmer:innen entwickeln gemeinsam ein einheitliches Erhebungsinstrument (einen standardisierten Fragebogen). Die erzeugte Datengrundlage können alle Studierenden in identischer Form und ohne Einschränkung nutzen.

Arbeitsweise

  • Plenumsveranstaltungen dienen der Information, Planung und Entscheidung.
  • Kleingruppensitzungen dienen der Abstimmung spezifischer Teilfragen.
  • Im Selbststudium bzw. in Individualarbeit werden teilnehmerspezifische Konzepte erarbeitet, Daten analysiert und Berichte verfaßt.
  • In Kolloquien stellen Studierende ihren Ansatz und Ihre Ergebnisse vor (Wintersemester).
  • Beratungstermine mit dem Veranstalter dienen der Klärung themenspezifischer Fragen und werden bedarfsabhängig mit Einzelpersonen und Kleingruppen anberaumt.
  • In der Auswertungsphase nutzen die Studierenden Analysesoftware ihrer Wahl. (Über die von der Fakultät zur Verfügung gestellten Ressourcen hinaus kann der Veranstalter keine Software bereitstellen.)
  • Ziel ist ein individueller Abschlußbericht.

Vorläufige Ablaufplanung

Sommersemester 2024 (Plenum, Kleingruppen)

  • Klärung zentraler Begriffe
  • Hypothesenformulierung
  • Operationalisierung
  • Entwicklung und Abstimmung des Erhebungsinstruments
  • Pretest des Erhebungsinstruments

Vorlesungsfreie Zeit, Sommersemester 2024

  • Datenerhebung (Feldzeit)

Wintersemester 2024/2025 (einzelne Plenumssitzungen, Kolloquium)

  • Datenedition
  • Datenanalyse
  • Kolloquiumstermine für Berichte: Gliederung, Argumentation, Methode
  • Verfassung der Berichte

Vorlesungsfreie Zeit, Wintersemester 2024/2025 (Individualarbeit)

  • Endfassung der Berichte

Abgabe der Berichte bis 31.03.2025 (PDF per Email an den Veranstalter)

Ihre Leistungen
Die Mitwirkung in allen Phasen des Projektablaufs ist erforderlich. Besondere Bedeutung haben:

  • Entwicklung einer eigenen Fragestellung, Formulierung von Hypothesen
  • Operationalisierung der eigenen Konzepte und Mitarbeit bei der Fragebogenentwicklung
  • Übernahme eines Kollektivgutbeitrags (z. B. Protokoll, thematisches Referat, Layout bzw. Programmierung des Fragebogens, Datenverwaltung, Analyseberatung)
  • Datenerhebung
  • Analyse der Daten und Verfassung eines Lehrforschungsberichts im Umfang von 20-30 Seiten

Voraussetzungen

  • Sie sollten grundlegende Kenntnisse der quantitativen empirischen Forschung in Trockenkursen erworben haben.
  • Kenntnisse der Verfahren der Datenerhebung, Stichprobenkonzepte und Fragebogenkonstruktion sind von Vorteil, können aber bedarfsspezifisch noch erworben werden.
  • Ohne basale Statistikkenntnisse (Maße der zentralen Tendenz, Zusammenhangsmaße, Regression) ist die Teilnahme nicht sinnvoll.
  • Die Beherrschung eines Statistik-Softwarepakets wird vorausgesetzt. Für das Erlernen von Statistiksoftware außerhalb der Lehrforschung müssen Sie ggf. zusätzliche Zeitressourcen einplanen.
  • Sie müssen einen erheblichen Zeitaufwand bewältigen können, denn wir werden intensiv und extensiv arbeiten. Der Zeiteinsatz ist mit insgesamt 60 Stunden Präsenzzeit und 180 Stunden Selbststudium veranschlagt.

* Beachten Sie: Die Lehrforschung wird im eKVV teils fälschlicherweise als qualitative Veranstaltung angezeigt.

Lehrende

Termine ( Kalendersicht )

Rhythmus Tag Uhrzeit Format / Ort Zeitraum  
wöchentlich Fr 14-16 T2-234 08.04.-19.07.2024

Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
30-M-Soz-M3_LF1 Lehrforschung in Soziologische Methoden Seminar 1 Studienleistung
Studieninformation
30-MGS-6b Angewandte Geschlechterforschung - Lehrforschung Seminar 1 Studienleistung
Studieninformation

Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.


Keine Konkretisierungen vorhanden

Lernraum (E-Learning)

Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen:

registrierte Anzahl: 5
Dies ist die Anzahl der Studierenden, die die Veranstaltung im Stundenplan gespeichert haben. In Klammern die Anzahl der über Gastaccounts angemeldeten Benutzer*innen.
Adresse:
SS2024_300271@ekvv.uni-bielefeld.de
Lehrende, ihre Sekretariate sowie für die Pflege der Veranstaltungsdaten zuständige Personen können über diese Adresse E-Mails an die Veranstaltungsteilnehmer*innen verschicken. WICHTIG: Sie müssen verschickte E-Mails jeweils freischalten. Warten Sie die Freischaltungs-E-Mail ab und folgen Sie den darin enthaltenen Hinweisen.
Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_388281760@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
5 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Dienstag, 20. Februar 2024 
Letzte Änderung Zeiten:
Freitag, 2. Februar 2024 
Letzte Änderung Räume:
Freitag, 2. Februar 2024 
Art(en) / SWS
LEH / 2
Einrichtung
Fakultät für Soziologie
Fragen oder Korrekturen?
Fragen oder Korrekturwünsche zu dieser Veranstaltung?
Planungshilfen
Terminüberschneidungen für diese Veranstaltung
Link auf diese Veranstaltung
Wenn Sie diese Veranstaltungsseite verlinken wollen, so können Sie einen der folgenden Links verwenden. Verwenden Sie nicht den Link, der Ihnen in Ihrem Webbrowser angezeigt wird!
Der folgende Link verwendet die Veranstaltungs-ID und ist immer eindeutig:
https://ekvv.uni-bielefeld.de/kvv_publ/publ/vd?id=388281760
Seite zum Handy schicken
Klicken Sie hier, um den QR Code zu zeigen
Scannen Sie den QR-Code: QR-Code vergrößern
ID
388281760