Wer die Identität seines Faches oder seiner Domäne nicht kennt, wird als Fachlehrer/in ohne Identität bleiben, einen konturlosen Unterricht praktizieren – und damit auch den Schülerinnen und Schülern die Ausbildung einer eigenen Identität in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft erheblich erschweren. Fachidentitäten hängen, besonders im sozialwissenschaftlichen Feld, von theoretischen und curricularen Konzeptionen ab, sie sind soziale Konstrukte und eng mit politischen und wirtschaftlichen Interessen verknüpft. Aber auch die tägliche institutionelle und individuelle Praxis in den Schulen bildet und befestigt Fachidentitäten, die sich in Lehrplänen, Unterrichtskulturen, Schulbüchern und Lernmaterialien manifestieren. Damit folgen Fachidentitäten nicht zuletzt auch persönlichen Erfahrungen.
Die Studierenden arbeiten im Seminar den Kern unterschiedlicher Konzeptionen für die sozialwissenschaftlichen Unterrichtsfächer heraus. Dazu greifen sie auf aktuelle fachdidaktische Ansätze zurück, aber auch auf Ansätze, die sich seit den 1970er Jahren entwickelt haben, heute aber in Vergessenheit geraten sind. Die Studierenden prüfen kritisch, welche Unterschiede diese Konzeptionen für den Zugang der Lernenden zur sozialen Welt bedeutet, den sie sich durch vorhandene, vermittelte und angeeignete Denkweisen, Methoden, Kategorien, Inhalte, Sach- und Werturteile öffnen oder versperren. Im Seminar untersuchen sie auch, ob und wie sich die unterschiedlichen Fachkonzeptionen von Schulfächern auf Curricula, Schulbücher, Materialien und subjektive Vorstellungen auswirken. Je nach Interesse und Studienfächern können die Studierenden auch nicht-sozialwissenschaftliche Fachdidaktiken zum Vergleich heranziehen.
Die Veranstaltung engt die Perspektive nicht nur – wie meist üblich – auf die deutsche Situation ein, sondern berücksichtigt exemplarisch sozialwissenschaftliche Schulfachkonzepte aus anderen europäischen Ländern und den USA. Was kann man aus internationalen Debatten lernen?
Die engagierte und ergebnisorientierte Arbeit in kleinen Gruppen steht im Mittelpunkt des Seminars.
Die Studierenden bereiten sich in der vorlesungsfreien Zeit durch die Lektüre der Einführungstexte auf das Seminar vor (s.u.). Da diese Texte zentrales Basiswissen für Sozialwissenschaftlerinnen und Sozialwissenschaftler präsentieren, sollte man sie auf jeden Fall lesen, auch wenn man noch nicht entschieden hat, ob man die Lehrveranstaltung wirklich besuchen will.
Einführende Pflichtlektüre bis zur 2. Vorlesungswoche:
Hedtke, Reinhold. 2007. Politikwissenschaft oder Sozialwissenschaften? Zur Referenz Politischer Bildung. In: Lange, Dirk. Hg. Strategien der Politischen Bildung. Basiswissen Politische Bildung, Bd. 2. Baltmannsweiler. 22-30.
Massing, Peter. 2008. Basiskonzepte für die politische Bildung. Ein Diskussionsvorschlag. In: Weißeno, Georg. Hg. Politikkompetenz. Was Unterricht zu leisten hat. Bonn, 184-197.
Sander, Wolfgang. 2010. Soziale Studien 2.0? Politische Bildung im Fächerverbund. In: Juchler, Ingo. Hg. Kompetenzen in der politischen Bildung. Schwalbach/Ts. 10-27.
Seeber, Günter. 2008. Theorien ökonomischer Bildung. In: Hedtke, Reinhold; Weber, Birgit. Hg. Wörterbuch ökonomische Bildung. Schwalbach/Ts. 308-310.
Weißeno, Georg. 2008. Politikkompetenz. Neue Aufgaben für Theorie und Praxis. In: ders. Hg. Politikkompetenz. Was Unterricht zu leisten hat. Bonn. 11-19.
Weitere Grundlagenliteratur:
Autorengruppe Fachdidaktik 2011. Konzepte der politischen Bildung. Eine Streitschrift. Schwalbach/Ts., 27-50, 51-68, 163-171
Engartner, Tim 2010. Didaktik des Ökonomie- und Politikunterrichts. Paderborn.
Fischer, Andreas. Hg. 2006. Ökonomische Bildung – Quo vadis? Bielefeld.
Grammes, Tilman 1998. Kommunikative Fachdidaktik. Politik, Geschichte, Recht, Wirtschaft. Opladen.
Hedtke, Reinhold 2006. Integrative politische Bildung. In: Weißeno. Hg. 216-229.
Hippe, Thorsten 2010. Wie ist sozialwissenschaftliche Bildung möglich? Wiesbaden.
Jung, Eberhard 2007. Welche ökonomische Bildung benötigen wir? In: Unterricht Wirtschaft 8 (2007) 1, H. 29, 49-55.
Kahsnitz, Dietmar. Hg. 2005. Integration von politischer und ökonomischer Bildung? Wiesbaden.
Kruber, Klaus-Peter 2005: Ökonomische und politische Bildung. Der mehrperspektivische Zugriff auf Wirtschaft und Politik. In: Kahsnitz. Hg. 75-109.
Lange, Dirk 2007. Einleitung. In: ders. Hg. Konzeptionen Politischer Bildung. Basiswissen Politische Bildung. Bd. 1. Baltmannsweiler, 1-66.
Moegling, Klaus 2012. Ökonomische Bildung im Politikunterricht. Didaktisches Konzept, Modelle und Praxis politisch-ökonomischer Bildung. Immenhausen.
Retzmann, Thomas 2006. Über das Verhältnis von ökonomischer und politischer Bildung. In: Weißeno. Hg. 203-215.
Seeber, Günther 2006. Der sozioökonomische Ansatz in der Fachdidaktik am Beispiel Ökologischer Ökonomie. In: Fischer. Hg. 28-44.
Steffens, Gerd; Widmaier, Benedikt. Hg. 2008. Politische und ökonomische Bildung. Konzepte, Leitbilder, Kontroversen. Wiesbaden, 27-37.
Weber, Birgit 2007. Die curriculare Situation der ökonomischen Bildung im allgemeinen Schulwesen. In: Unterricht-Wirtschaft 1/2007, H. 29, 57-61.
Weißeno, Georg. Hg. 2006. Politik und Wirtschaft unterrichten. Wiesbaden.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
---|---|---|---|---|---|
weekly | Fr | 12-14 | U5-106 | 12.10.2012-01.02.2013 |
Module | Course | Requirements | |
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30-M28_ver1 Fachmodul Bildung/Weiterbildung | Fachdidaktische Vertiefung | Study requirement
Graded examination |
Student information |
The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Sozialwissenschaften / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kernfach | Modul BW.a | 5 | benotet | ||
Sozialwissenschaften / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Nebenfach | Modul BW.c | 3 | aktive Teilnahme + 2 für benotete EL | ||
Sozialwissenschaften / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Nebenfach | Modul BW.b | 4 | benotet | ||
Sozialwissenschaften GHR/SP / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2008) | Modul 16 | Wahlpflicht | 2 | aktive Teilnahme (bei unben. Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Sozialwissenschaften GHR/SP / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | Fachmodul BW.d; Fachmodul BW.f | 3 | aktive Teilnahme | |||
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | Fachmodul BW.a | 5 | benotet | |||
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | Fachmodul BW.e | 3 | aktive Teilnahme | |||
Sozialwissenschaften GymGe als zweites Unterrichtsfach / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2008) | Modul 10 | Wahlpflicht | 2 | aktive Teilnahme (bei ben. Einzelleistung 2 LP zusätzlich) | ||
Sozialwissenschaften GymGe Fortsetzung BA-Nebenfach / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | Fachmodul BW.d | 3 | aktive Teilnahme | |||
Studieren ab 50 |
Einzelleistungen sind möglich (in der Regel Kurzpräsentation von max. 20 min mit schriftlicher Ausarbeitung oder schriftliche Ausarbeitung der Ergebnisse von Gruppenarbeiten).
Wer eine Einzelleistung erbringen möchte, meldet sich noch während der Vorlesungszeit des auslaufenden Semesters per E-Mail bei der Sekretärin des Arbeitsbereiches, Gabi Schulte, und vereinbart einen Vorbesprechungstermin (gabi.schulte@uni-bielefeld.de ). Dann kann man konkrete Absprachen rechtzeitig treffen und die Präsentation in der vorlesungsfreien Zeit vorbereiten.
Die Veranstaltung ermöglicht den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein hohes Maß an Eigeninitiative und Selbststudium und setzt die Bereitschaft dazu voraus.
Die Studierenden lesen die Texte "Einführende Pflichtlektüre …" (s.o.) bis spätestens zur zweiten Sitzung.