230064 Der kalte Krieg und die Schriftsteller: Mauerbau 1961; Teil I (S) (WiSe 2016/2017)

Kurzkommentar

Es müssen beide Veranstaltungsteile besucht werden! Genauer: Bitte achten Sie darauf, dass auch in den Fächern Germanistik/Literaturwissenschaft/DaF Seminar 1 und 2 NUR ZUSAMMEN belegt werden können. Es handelt sich um ein vierstündiges, interdisziplinäres Seminar, das nur aus Gründen der korrekten Punktvergabe und des Transcripts getrennt aufgeführt wird.

Inhalt, Kommentar

Berlin, 13. August 1961: Es ist 4 Uhr, als RIAS Berlin erstmals die Nachricht von den militärischen Absperrmaßnahmen verbreitet. Sofort strömen Gruppen in- und ausländischer Journalisten an die Sektorengrenze. Sie beschreiben und dokumentieren, was vor ihren Augen geschieht: wie die Absperrketten und Posten immer enger werden, wie dennoch Flüchtlingsgruppen an unübersichtlichen Trümmer- und Ruinengrundstücken die Sektorengrenze durchbrechen oder durch Kanäle und Gewässer in den Westen schwimmen. Ihre Berichte, Bilder und Interviews gehen binnen weniger Stunden rund um die Welt. Die Ereignisse an der Sektorengrenze synchronisieren die Wahrnehmung, durchbrechen den Alltag, lenken den Blick auf den Brennpunkt Berlin, die Schnittstelle des Ost-West-Konflikts. Alarmiert durch die Radioberichterstattung, strömen ab 7 Uhr in Ost- und West-Berlin immer mehr Menschen an die Sektorengrenze. Unter ihnen befindet sich auch Günter Grass. Er beschreibt seine Wahrnehmung der Situation am nächsten Tag in einem offenen Brief an Anna Seghers, in dem es heißt:
„ ... als mich gestern eine der uns Deutschen so vertrauten und geläufigen plötzlichen Aktionen mit Panzernebengeräuschen, Rundfunkkommentaren und obligater Beethoven-Symphonie wach werden ließ, als ich nicht glauben wollte, was ein Radiogerät mir zum Frühstück servierte, fuhr ich zum Bahnhof Friedrichstraße, ging zum Brandenburger Tor und sah mich den unverkennbaren Attributen der nackten und dennoch nach Schweinsleder stinkenden Gewalt gegenüber. Ich habe, sobald ich mich in Gefahr befinde -- oftmals überängstlich, wie alle gebrannten Kinder -- die Neigung um Hilfe zu schreien. Ich kramte im Kopf und im Herzen nach Namen, nach hilfeverheißenden Namen; und Ihr Name, verehrte Frau Anna Seghers, wurde mir zum Strohhalm, den zu fassen ich nicht ablassen will.“
Grass fordert Anna Seghers auf: Sie möge „ihre Stimme beladen und gegen die Panzer, gegen den gleichen, immer wieder in Deutschland hergestellten Stacheldraht anreden, der einst den Konzentrationslagern Stacheldrahtsicherheit gab.“ ... (Offener Brief an Anna Seghers, zit. in: Die Mauer oder Der 13. August, hg. von H.W. Richter, Reinbek 1961, 62- 64, hier 62, 63.)
Wie reagierte Anna Seghers? Wie positionierten sich die Schriftstellerinnen und Schriftsteller der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik in dem sich dramatisch zuspitzenden Kalten Krieg? War der Kalte Krieg auch ein Krieg der Kulturen? Welche Folgen hatte das „kritische Ereignis“ (Bourdieu) Mauerbau für den deutsch-deutschen Kultur-/Literaturdialog? Wurde das deutsche literarische Feld Opfer der Teilung des Landes? Welche Verarbeitung fanden der Kalte Krieg und der Mauerbau in der deutschsprachigen Literatur? Wirkten die Kulturproduzenten am Aufbau von Strategien mit, welche die Systemkonkurrenz zu überwinden suchten? Das interdisziplinäre, integrierte Seminar problematisiert und analysiert das spannungsreiche Verhältnis von Literatur und Politik in der BRD und DDR ausgehend von diesen Fragen.

Literaturangaben

Einführende Literatur:
Michael Lemke, Vor der Mauer: Berlin in der Ost-West-Konkurrenz 1948 bis 1961, Köln/Weimar/Wien 2011.
Patrick Bernhard (Hg.), Den Kalten Krieg denken. Beiträge zur sozialen Ideengeschichte, Essen 2014.
Hans-Hermann Hertle, Konrad H. Jarausch, Christoph Kleßmann, Mauerbau und Mauerfall. Ursachen, Verlauf, Auswirkungen, Berlin 2002.
Hans-Hermann Hertle, Die Berliner Mauer. Biografie eines Bauwerkes, Berlin 2014.
Wilfried Barner (Hg.), Geschichte der deutschen Literatur 1945 bis zur Gegenwart, München 1994, Seite 341 – 580.

Literarische Texte:
Christa Wolf, Der geteilte Himmel, Erstausgabe Halle/Saale 1963.
Uwe Johnson, Zwei Ansichten, Erstausgabe Frankfurt/Main 1965.

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benotete Prüfungsleistung
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Veranstaltung 2 Studienleistung
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Germanistik (GHR) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) BaGerP2L; BaGerP2S   4/5  
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education (Einschreibung bis SoSe 2014) 3.2.6   8  

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Seminar (S) / 2
Einrichtung
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