Bei kaum einem Komponisten ist die Diskrepanz zwischen der kompositorischen Faktur seiner Werke und deren klanglicher Erscheinung ähnlich groß wie bei Johannes Brahms. Wer sich Brahmsens Kammermusik oder seiner Sinfonik ausschließlich mit den Ohren nähert, erlebt vor allem ein Gewoge verschiedener, überwiegend aber dunkel getönter Stimmungen, ein Brausen der Emotionen, schwankende Bewegung in einem oft unübersichtlichen, ja verschwommenen, nicht selten ungegliedert erscheinenden Ganzen. Demgegenüber sind seine Partituren fast immer Musterbeispiele an planender Rationalität, Kopfgeburten eines vom Glauben an die Berechenbarkeit des Kunstwerks durchdrungenen Geistes, in denen noch die unbedeutendste Begleitfigur gleichsam den Nachweis ihrer Daseinsberechtigung antreten zu wollen scheint. Wenn Brahms je zu Recht unter die Romantiker gezählt werden konnte, dann einzig wegen des Klangergebnisses, das seine Werke bei ihrer Aufführung aus sich entlassen ? nach dem kompositorischen Text zu urteilen und nach dem Schaffensprozeß, der diesen hervorbrachte, wäre er eher mit Bach und Haydn zusammen in eine Klasse der musikalischen Konstruktivisten einzuordnen, bei denen das Kunstwerk aus intellektuellem Kalkül hervorgeht. Dieser Brahms, der nach dem Zeugnis seines einzigen Schülers selbst den gelungensten Einfall verwarf, weil er Geschenk einer glücklichen Eingebung, nicht verdienter Ertrag geistiger Arbeit wäre, entdeckt sich nicht leicht vor dem CD-Player oder im Auditorium des Konzertsaals: er will aus Noten studiert, durch den Abtrag der mächtigen Schichten ihn verhüllender Klänge freigelegt werden, und eines der wirkungsvollsten Verfahren hierzu ist die praktische Erarbeitung seiner Werke.
Neben BrahmsŽ hochberühmter D-Dur-Sinfonie stellt das Arbeitsprogramm des Hochschulorchesters mit dem melancholischen Cellokonzert von Arthur Honegger eine nahezu ungespielte Komposition eines ohnedies wenig bekannten Komponisten. Nach Abstammung Deutschschweizer, entwickelte der 1892 in Le Havre geborene Honegger seinen Kompositionsstil im Kontext des französischen Modernismus, ohne sich jedoch auf dessen oftmals recht plakative Schreibweise einzulassen. Mit Brahms verbindet ihn eine ans Schmerzhafte grenzende Verehrung für Beethoven, die in seinem Komponieren vernehmlicher als bei Brahms eine Tendenz zur Disziplinierung, ja zur schöpferischen Versagung hinterließ.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mi | 19.30-22 | T0-260 | Probenwochenende am 25./26.01.2003; Konzerttermin: 10.02.2003 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Frauenstudien | (Enrollment until SoSe 2015) | ||||||
Kunst und Musik / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | ||||||
Kunst und Musik / Lehramt Primarstufe | |||||||
Kunstpädagogik / Diplom | Nebenfach | ||||||
Kunstpädagogik / Magister | Nebenfach | ||||||
Musikpädagogik / Diplom | Nebenfach | ||||||
Musikpädagogik / Magister | Nebenfach | ||||||
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