Die Frage, ob Geschichte einen ‚Sinn‘ hat, ist wohl so alt wie die Geschichtsschreibung. Das Buch ‚Meaning in History‘ (‚Weltgeschichte und Heilsgeschehen‘) des Exil-Historikers Karl Löwith (der in den USA bekannter sein dürfte als in Deutschland) kann hier als Einstieg dienen. Löwith pointiert sie wie folgt: „Bestimmt sich das Sein und der ‚Sinn‘ der Geschichte überhaupt aus ihr selbst, und wenn nicht, woraus dann?“
Das Seminar rekonstruiert wichtige Aspekte dieser geschichtsphilosophischen Denkfigur: „Die Weltgeschichte ist das Weltgericht“, lautet etwa ein berühmter Satz Hegels bzw. Schillers, der seine Wurzeln aber schon in der prophetischen Sicht des Alten Testaments hat. Der Versuch, das Urteil der Geschichte vorwegzunehmen, vereint so unterschiedliche Denker des Historischen wie Augustin, Marx und Spengler. Letzterer versucht in seinem Buch ‚Der Untergang des Abendlandes‘ sogar, „Geschichte vorauszubestimmen“. Gleichhin, ob ‚Schicksal‘ (Spengler), ‚Revolution‘ (Marx), ‚Erwachen‘ (Benjamin) oder womöglich auch ‚Vernunft‘ (Voltaire, Condorcet) – ohne eine theologische Komponente scheinen die wenigsten Geschichtsphilosophien auszukommen, und sei es in der Verweltlichung der Vorsehung zur menschlichen Voraussicht des Fortschritts.
Vor dem Hintergrund von Löwiths sowie Foucaults Kritik der Geschichtsphilosophie sollen im Seminar exemplarische Positionen gemeinsam erörtert und diskutiert werden.
Eine Kontaktaufnahme mit dem Seminarleiter vor Veranstaltungsbeginn ist sinnvoll.
Interesse an philosophischen Fragestellungen der Geschichtswissenschaft sowie an interdisziplinärem Arbeiten (Geschichte - Literatur - Philosophie - Wissensgeschichte).
Die Löwith-Lektüre (s. Literaturangaben) sollte vor Semesterbeginn gut vorangeschritten sein.
Karl Löwith: Weltgeschichte und Heilsgeschehen. Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie [1949], Stuttgart 2004.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Do | 12-14 | X-E0-211 | 11.04.-22.07.2016
nicht am: 05.05.16 / 26.05.16 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-M-4.1 Theoriemodul | Interdisziplinäres Theorieseminar | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | Modul 4.7 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig Studierbar als Lektürekurs |
Kritische Lektüre und Diskussionsbereitschaft;
Übernahme eines Referats (voraussichtlich Text-Vorstellung)