Leben wir noch im "ökologischen Zeitalter", und gibt es noch eine Umwelt-"Bewegung"? Die gegenwärtige Situation erscheint höchst ambivalent. Auf der einen Seite ist Umweltschutz in Deutschland und anderswo zur Sache von Bürokraten geworden, während in der Wirtschaft trotz allen Bekenntnissen zur "Nachhaltigkeit" noch aggressiver als früher ein Streben nach kurzfristigen Maximalgewinnen dominiert. Auf der anderen Seite wird die Gefahr des "global warming" gerade seit den letzten Jahren von einer breiten Weltöffentlichkeit ernst genommen. Die Chance einer neuen Umweltbewegung scheint gegeben.
Ein bloßes Zurück zum Umweltbewußtsein der 1970er Jahre könnte diese Chance jedoch verbauen. "Geschichtsbewußtsein" bedeutet Verarbeitung neuer Erfahrungen und Blick für den Wandel der Zeiten. Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der Kritik am ökologischen Katastrophenalarm, die - gleichsam als dialektische Antwort - ebenfalls zum "ökologischen Zeitalter" gehört und, wenn auch partiell von Industrieinteressen bestimmt, doch nicht pauschal als böswillige Irreführung abgetan werden darf. Mehr und mehr sind auch Zielkonflikte innerhalb der Öko-Bewegung aufgebrochen. Von Vorkämpfern der erneuerbaren Energien ertönt die Klage, die meisten Querschüsse kämen in jüngster Zeit nicht von der Energiewirtschaft, sondern von Naturschützern. Wie man bei alledem "durchblickt" und mit diesem Revisionismus umgeht: dies ist eine noch bis heute weithin offene Frage, zumal man da häufig in ein Niemandsland zwischen den Fronten gerät.
Auch wir werden da oft nicht zu endgültigen Resultaten gelangen, aber vielleicht doch ein Stück weiter kommen. Vieles wird an einer kritischen Evaluation von Informationen aus dem Internet hängen. Da der "Roll-back" gegen die Öko-Bewegung in den USA offener und heftiger erfolgte als in Deutschland, ist die Bereitschaft zur Lektüre englischsprachiger Texte Voraussetzung zur Seminarteilnahme. Das Programm wird sich nach kontroversen Themen sowie nach Literaturtiteln gliedern.
Vorläufiges Programm: (1) Streit um die "Bevölkerungsbombe": Ronald Bailey, Eco-Scam: The False Prophets of Ecological Apocalypse, New York 1993; Antikritik: Paul R. und Anne H. Ehrlich, Betrayal of Science and Reason. How Anti-Environmental Rhetoric Threatens Our Future, Washington 1996. (2) Spott auf das "Waldsterben": Rudi Holzberger, Das sogenannte Waldsterben. Zur Karriere eines Klischees, Bergatreute 1995. (3) Apologien der Gentechnik. (4) Kontroverse um Bjorn L. Lomborg und seine Kritik an der Priorität der Klimagefahr (Copenhagen Consensus¿). (5) Einfluß der Medien auf den Alarm der Klimaforscher? Projekt von Petra Pansegrau und Peter Weingart. (6) "Wise-Use" Movement in den USA; kritisch dazu David Helvarg, The War Against the Greens, San Francisco 1994. (7) Lokaler Protest gegen Naturschutz in Portugal: Werner Krauß, "Hängt die Grünen", Umweltkonflikte, nachhaltige Entwicklung und ökologischer Diskurs, Berlin 2001. (8) Revisionistisches über die Guerillaschützerin Dian Fossey: Jonathan S. Adams/Thomas O. McShane, The Myth of Wild Africa, Berkeley 1996. (9) Sind falsche Alarme bei hypothetischen Risiken unvermeidlich, und: Hat Katastrophenalarm so oder so eine konstruktive Funktion? Dazu Frank Uekötter/Jens Hohensee (Hrsg.), Wird Kassandra heiser? Die Geschichte falscher Ökoalarme, Wiesbaden 2004. (10) Bekommt der Öko-Optimismus dem Umweltschutz besser als der Öko-Pessimismus? Dirk Maxeiner/Michael Miersch, Öko-Optimismus, Düsseldorf 1996; und dies., Lexikon der Öko-Irrtümer, Frankfurt 1998. Gregg Easterbrook, A Moment on Earth. The Coming Age of Environmental Optimism, New York 1995. (11) Was ist Wahrheit in einem unübersichtlichen Gefilde? Aaron Wildavsky, But Is It True? A Citizen's Guide to Environmental Health and Safety Issues, Cambridge 1995. (12) Revisionismus aus der Position eines neuen Öko-Fundamentalismus: Michael Shellenberger/Ted Nordhaus, The Death of Environmentalism. Global Warming Politics in a Post-Environmental World (wird verteilt). Neuester populärer Rundumschlag: Heinz Hug, Die Angsttrompeter, München 2006.
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period | |
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weekly | Mo | 18-20 | R2-155 | 16.04.-09.07.2007 |
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Frauenstudien | (Enrollment until SoSe 2015) | ||||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | A4; B4 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II | A4; B4 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.2.5; 3.4.3 | 4 | scheinfähig | ||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Enrollment until SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.6.3; 3.4.7; 3.6.7; 3.4.6; 3.6.6 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | |
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister | Wahlpflicht | ||||||
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS | |||||
Geschichtswissenschaft (G) / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | 3.4.7; 3.4.3; 3.4.6 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | ||
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | 3.2.5 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | ||
Geschichtswissenschaft (HR) / Master of Education | (Enrollment until SoSe 2014) | 3.6.7; 3.6.3; 3.6.6 | Wahlpflicht | 4 | scheinfähig | ||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe I | B1; B2; D2 | ||||||
Sozialwissenschaften / Lehramt Sekundarstufe II | B1; B2; D2 |