221102 Der kranke "Volkskörper" Gesundheit und Politik im Kaiserreich und in der Weimarer Republik (Ü) (SoSe 2004)

Die Sorge um den Zustand des "Volkskörpers" und die damit verbundenen biologistischen Gesellschaftsdeutungen waren seit Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur in den Gesundheitswissenschaften allgegenwärtig. Im Kaiserreich und in der Weimarer Republik - also schon vor dem Nationalsozialismus - beschäftigten sich auch Politiker zunehmend mit der von "sozialen Krankheiten" bedrohten "Volkskonstitution". Bakteriologische, sozial- und rassenhygienische Deutungsmuster hatten dabei erheblichen Einfluss auf kommunale und staatliche Gesundheitspolitik. In der Übung soll am Beispiel verschiedener politischer Zugriffe auf menschliche Körper (z.B. Seuchenprävention, Geburtenkontrolle, Säuglingsfürsorge) dem Wandel von Argumentationsmustern und Praktiken an der Schnittstelle zwischen Gesundheitswissenschaften und Politik nachgegangen werden

Bibliography

Eckart, Wolfgang U., Die Vision vom "gesunden Volkskörper". Seuchenprophylaxe, Sozial- und Rassenhygiene in Deutschland zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus, in: Roeßiger, Susanne/Merk, Heidrun (Hg.), Hauptsache gesund! Gesundheitsaufklärung zwischen Disziplinierung und Emanzipation, Marburg 1998, S.34-47; Reulecke, Jürgen/Castell Rüdenhausen, Adelheid Gräfin zu (Hg.), Stadt und Gesundheit. Zum Wandel von "Volksgesundheit" und kommunaler Gesundheitspolitik im 19. und 20. Jahrhundert, Stuttgart 1991; Usborne, Cornelie, Frauenkörper - Volkskörper. Geburtenkontrolle und Bevölkerungspolitik in der Weimarer Republik, Münster 1994; Labisch, Alfons, Homo hygienicus. Gesundheit und Medizin in der Neuzeit, Frankfurt a.M. 199