Soziale Ungleichheit begegnet uns in vielfältiger Form. Eine zentrale Dimension sozialer Ungleichheit ist der materielle Wohlstand, der unter anderem durch das zur Verfügung stehende Einkommen determiniert wird. Dies zur Verfügung stehende Einkommen ist jedoch ungleich zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen verteilt z.B. zwischen Männern und Frauen oder zwischen Personen, die sich in ihrer sozialen Herkunft oder in ihrer beruflichen Stellung unterscheiden. Als analytisch-abstrakte Mechanismen der Genese solcher Einkommensungleichheiten werden in der Literatur unter anderem soziale Schließung und die Wahrnehmung und Bewertung von unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen bzw. Heterogenitäten genannt (Diewald & Faist 2011; Tomaskovic-Devey 2014, Avent-Holt, & Tomaskovic-Devey 2014).
Dem Wohlfahrtsstaat kommt bei Einkommensungleichheiten eine besondere Bedeutung zu. Im Wohlfahrtsstaat werden mit Hilfe sozialpolitischer Regelungen und Transferzahlungen Ungleichheiten ausgeglichen oder reduziert zum Beispiel in dem Risiken weniger wahrscheinlicher gemacht werden, wie ein Jobverlust, oder negative Konsequenzen von Risiken abgefedert werden, wie das Risiko eines Einkommensverlustes durch die Geburt eines Kindes (DiPrete 2002; Diewald 2015). Der Wohlfahrtsstaat spielt aber gleichzeitig bei der Genese sozialer Ungleichheiten eine Rolle, da er bestimmten Wahrnehmungen und Bewertungen von Heterogenitäten folgt und diese reproduziert z.B. zur Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern (Leisering 2003; Mandel & Semyonov 2006; Pfau-Effinger 1998). Die Bedeutung des Wohlfahrtsstaats wird insbesondere in der vergleichenden Forschung deutlich, da Einkommensungleichheiten zwischen Ländern mit unterschiedlichen wohlfahrtsstaatlichen Arrangements variieren.
Im Rahmen dieser zweisemestrigen Lehrforschung lernen die TeilnehmerInnen das Vorgehen quantitativer empirischer Sozialforschung kennen und durchzuführen. Dabei werden folgende Phasen des Forschungsprozesses zum Thema Einkommensungleichheiten im Wohlfahrtsstaat exemplarisch durchgeführt a) die Recherche und Aufbereitung von Literatur, b) die Entwicklung einer Forschungsfrage, c) die Aufbereitung und Analyse quantitativer Daten und d) die Präsentation und Diskussion der Ergebnisse in mündlicher und schriftlicher Form.
1. Basiskenntnisse in quantitativen Methoden (lineare Regressionsmodelle)
2. Basiskenntnisse in Stata
3. Englischkenntnisse (da das Seminar auch auf Basis- und Ergänzungstexte in englischer Sprache zurückgreift)
Avent-Holt, D., & Tomaskovic-Devey, D. (2014). A Relational Theory of Earnings Inequality. American
Behavioral Scientist, 58, 379-399.
Diewald, M. 2015. Life Course Risks and Welfare States’ Risk Management. In: Handbook of the Life Course. Kluwer Academic/Plenum.
Diewald, M. & Faist. T. 2011. Von Heterogenitäten zu Ungleichheiten: Soziale Mechanismen als Erklärungsansatz der Genese sozialer Ungleichheiten.Berliner Journal für Soziologie 21: 91-114.
DiPrete. T. A. 2002. Life Course Risks, Mobility Regimes and Mobility Consequences: A Comparison of Sweden, Germany, and the United States. American Journal of Sociology 108: 267-309.
Leisering, L. 2003. Government and Life Course. In: J. T. Martimer and M. J. Shanahan (eds.). Handbook of the Life Course. Kluwer Academic/Plenum. pp. 205-225.
Mandel, Hadas and Moshe Semyonov. 2006. "A Welfare State Paradox: State Interventions and Women‘s Employment Opportunities in 22 Countries" American Journal of Sociology. 111:1910–1949.
Pfau-Effinger, B. (1998). Gender cultures and the gender arrangement - a theoretical framework for cross-national comparisons on gender. Innovation: The European Journal of Social Sciences, Special Issue, 11, 147–166.
Tomaskovic-Devey, D. (2014). The relational generation of workplace inequalities. Social Currents, 1:51-73.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M3_LF1 Lehrforschung in Soziologische Methoden | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
30-M-Soz-M7_LF1 Lehrforschung in Sozialstruktur und sozialer Ungleichheit | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
30-MGS-6b Angewandte Geschlechterforschung - Lehrforschung | Seminar 1 | Studienleistung
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Studieninformation |
Seminar 2 | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
1. Regelmäßige Teilnahme
2. Lesen der Basistexte zu den theoretische Grundlagen der vergleichenden Wohlfahrtsstaatforschung und Formulierung von 2 Fragen oder Statements zu den Texten (4 Sitzungen)
3. Aufbereitung von empirischen Beispielen aus bestehender Forschung zu Ungleichheiten im Wohlfahrstaat in Form eines Workshops
4. Entwicklung und Präsentation von Forschungsfrage und Forschungshypothesen in Gruppenarbeit
5. Angeleitete Aufbereitung und Analyse quantitativer Daten (wahlweise European Social Survey oder International Social Survey Programme (ISSP)) zur Beantwortung der Forschungsfrage (Zweiter Teil der Lehrforschung) in Gruppenarbeit sowie Präsentation der Ergebnisse
6. Erstellung des Lehrforschungsberichtes: Der Lehrforschungsbericht umfasst die Darstellung der Forschungsfrage, des theoretischen Rahmens, die Beschreibung des methodischen Vorgehens, die Ergebnispräsentation und eine abschließende Diskussion der Arbeit