220117 Geschichtswissenschaft als politische Theorie: das Denken von Pierre Rosanvallon (S) (WiSe 2017/2018)

Pierre Rosanvallon ist einer der wichtigsten aktuellen Denker der modernen Demokratie in Frankreich. Mitglied des Collège de France, ist er weltweit für seinen innovativen Ansatz anerkannt worden. Im Jahr 2016 verlieh ihm die Universität Bielefeld den Luhmann-Preis. Seine historisch gesättigte Analyse demokratischer Entwicklung hat den Anspruch, eine neue geschichtswissenschaftliche und politiktheoretische Perspektive zu eröffnen. Rosanvallon hat ein Programm: die “histoire conceptuelle du politique”. Geschichtswissenschaft soll einen konzeptuellen, ja sogar einen theoretischen Ertrag bringen. Rosanvallon war ein Schüller des Politikphilosophen Claude Lefort und hat von Lefort gelernt, Politik als Produkt von symbolischen Auseinandersetzungen zu betrachten. Doch auch der Historiker François Furet beeinflusste Rosanvallon nachhaltig und verstärkte die Aufmerksamkeit für das historische Material. Rosanvallons „konzeptuelle Geschichte des Politischen“ schlägt eine interdisziplinäre Auseinandersetzung mit der politischen Ideengeschichte, Politik-, Sozial- und Kulturgeschichte vor. Was bedeutet es, Politikgeschichte als Mittel der politischen Theorie zu betrachten? Welche Konzepte stehen im Vordergrund von Rosanvallons Ansatz? Und in welchem Kontext lässt sich sein wissenschaftliches Programm verorten? Das Seminar geht diesen Fragen nach. Das Seminarprogramm berücksichtigt alle deutschen Übersetzungen, doch viele Werke sind nicht im Deutschen erschienen. In diesem Fällen wird dann auf das Original auf Französisch zurückgegriffen bzw. es stehen englische Übersetzungen zur Verfügung.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Französische Kenntnisse sind von Vorteil.