Infolge der öffentlich heftig diskutierten „Wehrmachtsausstellung“ (1995-2004) hat sich der Schwerpunkt der Forschung zur deutschen Kriegführung und Besatzungspolitik zu Recht auf Osteuropa und die Sowjetunion verschoben. Es ist heute Konsens, den Krieg im Osten als „Vernichtungskrieg“ zu bezeichnen. Von der Westfront und der Besatzung Frankreichs dominiert im kollektiven Gedächtnis dagegen bis heute die Vorstellung eines „sauberen“ Krieges: Den blitzartig zur Kanalküste strömenden Panzern und Stukas folgte ein weitgehend friedliches Zusammenleben von Besatzern und Bevölkerung, dem erst die (kriegsentscheidende?) alliierte Landung in der Normandie ein Ende setzte. Im Schatten dieses öffentlichen Bildes sind seit den 1960er Jahren, aber insbesondere seit der Jahrtausendwende Studien über den westlichen Kriegsschauplatz und die deutsche Besatzung in Frankreich entstanden, die sich mit diesen und anderen Mythen auseinandersetzen. Anhand von Referaten sollen im Seminar grundlegende und aktuelle Forschungskontroversen, neue Interpretationen und unterschiedliche Zugänge zur Okkupation behandelt werden. Es wird u.a. auf folgende Fragen eingegangen: Wie konnte die sich noch in Aufbau befindende deutsche Wehrmacht so schnell die Armeen der Sieger des Großen Weltkrieges 1940 zerschlagen? Was bedeutete Kollaboration oder Wiederstand für den französischen Staat? und für die Bevölkerung? Welchen Platz hatte Frankreich im deutschen Machtbereich? Wie konnten zwei Drittel der in Frankreich lebenden Juden der Vernichtung entkommen? Welche politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen hatte die Okkupation in Frankreich und für den Aufbau Nachkriegseuropas?
Die zum Bestehen zu erbringenden Studienleistungen und die Prüfungsleistung werden in der ersten Sitzung erläutert. Studierende, die ihre Sprachkompetenzen im Französischen trainieren möchten, sind herzlich willkommen! (KEINE Voraussetzung für die Teilnahme). Die Teilnehmerzahl ist auf 30 begrenzt.
Zur Einführung:
Thomas J. Laub, After the Fall. German Policy in Occupied France 1940-1944, Oxford u.a. 2010; Henry Rousso, Vichy. Frankreich unter deutscher Besatzung 1940-1944, München 2009.
Zur Vertiefung:
Karl-Heinz Frieser, Blitzkrieg-Legende. Der Westfeldzug 1940, München (4. Aufl.) 2012; Julian Jackson, France. The Dark Years 1940-1944, Oxford u.a. 2001. Eberhard Jäckel, Frankreich in Hitlers Europa. Die deutsche Frankreichpolitik im Zweiten Weltkrieg, Stuttgart 1966; Peter Lieb, Konventioneller Krieg oder NS-Weltanschauungskrieg? Kriegführung und Partisanenbekämpfung in Frankreich 1943/44, München 2007; Ders., Unternehmen Overlord. Die Invasion in der Normandie und die Befreiung Westeuropas, München 2014; Michael Mayer, Staaten als Täter. Ministerialbürokratie und „Judenpolitik“ in NS-Deutschland und Vichy-Frankreich, Ein Vergleich, München 2010; Robert O. Paxton, Vichy France. Old Guard and New Order, New York 1972.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-3.2 Hauptmodul Moderne
3.2.4 |
Seminar Moderne | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-B4-LFS-Ha Geschichte 1: Hauptmodul Geschichte der römischen und der romanischen Welt (für Studierende mit Kernfach Geschichte) | Seminar | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.2.4 | 8 | |||
Geschichtswissenschaft (Gym/Ge) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | 3.2.4 | 8 | ||||
Romanische Kulturen: Sprache, Literatur, Geschichte / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Nebenfach | BaRKF4b; BaRK5f |