Zwar beurteilten schon die Zeitgenossen das Großereignis des deutschen Bauernkrieges (1524-1526) als einen zusammenhängenden Vorgang und brachten ihn auf den Begriff ‚Bauernkrieg’, der bis zur Revolution von 1848/49 immer wieder als bedrohliches Menetekel nicht nur in der Reichspublizistik beschworen wurde. Dieser Einheitlichkeit und Eindeutigkeit suggerierenden Begriffsverwendung befleißigten sich auch Historiker und Geschichtswissenschaftler in der Regel bis in die 1960er Jahre, wenn auch stets mit unterschiedlicher politischer Bewertung, worin sich zumeist ihr politisches Selbstverständnis und ihre Zugehörigkeit zu politischen Lagern spiegelten. Aber die spätestens im Zusammenhang des 450. Jubiläums des Bauernkrieges 1975 unternommenen Forschungsprojekte und Einzelstudien haben nicht nur die Kenntnisgrundlage von diesem Großereignis erheblich erweitert, sondern sie auch regional, akteursspezifisch und gesellschaftsgeschichtlich deutlich differenziert, infolgedessen sich die bis dahin vorherrschende Annahme der Einheitlichkeit des Phänomens aufzulösen begann und selbst der Begriff ‚Bauernkrieg’ als irreführend bezeichnet wurde, wobei schon Wilhelm Zimmermann 1847 eher die Bezeichnung "Erhebung des gemeinen Mannes" bevorzugte. In dem Seminar geht es, erstens, um die Vergegenwärtigung maßgebender Vorstellungen vom Bauernkrieg an Beispielen aus der deutschsprachigen Historiographie, angefangen bei Leopold von Ranke 1839 und endend bei Peter Blickle 1993, und, zweitens, um die biographische und zeithistorische Einordnung solcher Vorstellungen mit Hilfe einschlägiger Literatur.
Literatur in Auswahl: Hermann Vahle, Der deutsche Bauernkrieg als politische Bewegung im Urteil der Geschichtsschreibung, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 23 (1972), S. 257-277; Thomas Nipperdey / Peter Melcher, Bauernkrieg, in: Rainer Wohlfeil (Hrsg), Reformation oder frühbürgerliche Revolution, München 1972, S. 287-306; Volker Press, Der Bauernkrieg als Problem der deutschen Geschichte, in: Nassauische Annalen 86 (1975), S. 158-177; Wolfgang von Hippel, Bauernkrieg, Französische Revolution und aufgeklärte Humanität. Zum Geschichtsbild des deutschen Bürgertums am Ende des 18. Jahrhunderts im Spiegel von Georg Friedrich Sartorius ‚Versuch einer Geschichte des deutschen Bauernkriegs’’, in: Peter Blickle (Hrsg.), Bauer, Reich und Reformation, Stuttgart 1982, S. 309-329; Horst Buszello, Deutungsmuster des Bauernkrieges in historischer Perspektive, in: Ders. / Peter Blickle / Rudolf Endres (Hrsg.), Der deutsche Bauernkrieg, Paderborn / München / Wien / Zürich, dritte, bibliographisch ergänze Auflage 1995, S. 11-22; Peter Blickle, Die Revolution von 1525, München, dritte, erweiterte Auflage 1993.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.1 Theoriemodul | Grundseminar Historiographie | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | Modul 2.2 | 4 | Grundseminar Historiographie |