220129 Gezeichnet im Schützengraben: Wie deutsche Künstler den Ersten Weltkrieg bannen (S) (WiSe 2014/2015)

Viele deutsche Künstler meldeten sich 1914 freiwillig an die Front. Sie erhofften sich vom Krieg neue Eindrücke für ihren Schaffensprozess. Tatsächlich stellt der Erste Weltkrieg in den Werken von Otto Dix, Max Beckmann, Ludwig Meidner, Ernst Ludwig Kirchner u.a. eine Zäsur dar: Angesichts der Frontrealität sind tradierte Bildmuster nicht mehr aufrechtzuerhalten. Es beginnt ein Ringen um neue Formfindungen angesichts des industrialisierten Krieges. Analysen von Hauptwerken sollen unter Berücksichtigung schriftlicher Zeugnisse der Künstler und der historischen Forschung zum Kriegsgeschehen diese Entwicklung aufzeigen. Dabei ist zu fragen, wie diese Arbeiten zeitgenössisch wahrgenommen wurden. In der Verbindung von Werkanalyse und Rezeptionsgeschichte zeigt sich, dass das künstlerische Bild vom Krieg erst unter bestimmten historischen Bedingungen zum Anti-Kriegsbild wird. Zu diskutieren ist daher, welche Wirkmacht Bilder haben und unter welchen politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen es zu einer veränderten Wahrnehmung der Gehaltsebene kommt.

Literaturangaben

Cork, Richard: A Bitter Truth. Avant-Garde Art and the Great War, New Haven, London 1994.
Ausst.-Kat. 1914. Die Avantgarden im Kampf, hrsg. von der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland, Köln 2013.
Eberle, Mathias: Der Weltkrieg und die Künstler der Weimarer Republik. Dix, Grosz, Beckmann, Schlemmer, Stuttgart/Zürich 1989.
Jürgens-Kirchhoff, Annegret: Schreckensbilder. Krieg und Kunst im 20. Jahrhundert, Habil.-Schr. Münster, Berlin 1993.
Schneider, Jörg: Religion in der Krise. Die bildenden Künstler Ludwig Meidner, Max Beckmann und Otto Dix meistern ihre Erfahrung des Ersten Weltkrieges [Praktische Theologie und Kultur, 16], Diss. Univ. Tübingen, Gütersloh 2005.
Schubert, Dietrich: Künstler im Trommelfeuer des Krieges 1914-18, Heidelberg 2013.