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Völkische Ortungen und Germanische Himmelskunde. Die Entstehung astronomischer Deutungen im Feld der Vor- und Frühgeschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Dissertationsprojekt)
Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts waren sich Wissenschaftler weitestgehend darüber einig, dass „[d]ie astronomischen Kenntnisse der germanischen Völker bis zum Eintritt des arabischen Einflusses […] lediglich als ein Erbe des griechisch-römischen Altertums angesehen werden“ können (Franz Boll, s.v. Astronomie, in: RGA, Bd. 1, Berlin 1911, S. 132). Doch spätestens ab den 1920er-Jahren propagierten Anhänger der völkischen Bewegung eine angeblich hochentwickelte, eigenständige, spezifisch „germanische Himmelskunde“ seit frühester Zeit. Dahinter stand der Wunsch, eine „germanische Kulturhöhe“ auf dem Gebiet der Astronomie zu postulieren, eine „uralte“ deutsche Wissenschaftstradition zu konstruieren und damit die Überlegenheit der „nordischen Rasse“ nachzuweisen. Die Protagonisten dieser sogenannten Ortungsforschung trugen ihre germanenideologischen Vorstellungen in den wissenschaftlichen Diskurs hinein. Auch wenn das Feld keine Akademisierung erfuhr, erlebte es spätestens nach dem Machtwechsel 1933 eine signifikante Aufwertung. Ihre Vertreter konnten mit Hilfe wissenschaftspolitischer NS-Parteistellen, wie dem Reichsbund für deutsche Vorgeschichte bei der Dienststelle Rosenberg oder dem „Ahnenerbe“ der SS, wissenschaftliche Ressourcen akquirieren und ihre Thesen über vermeintlich astronomisches Wissen in der Vor- und Frühgeschichte popularisieren.
In meinem Promotionsprojekt widme ich mich den Inhalten, Akteuren und Netzwerken der „Ortungsforschung“ und ihrer Genese innerhalb der völkischen Bewegung. Ich frage nach den Aushandlungsprozessen um wissenschaftliche Leitbilder und Methoden sowie dem Anteil dieses spezifischen Forschungsfeldes an der Produktion von germanenideologischen Geschichtsbildern in der sich gerade erst als Fach etablierenden Prähistorie. Gleichzeitig beleuchte ich die fachlichen, politischen und ideologischen Hintergründe der am Diskurs um „germanische Himmelskunde“ beteiligten Akteure und ihre Vernetzung. Mit meinem Projekt möchte ich einen wissenschaftshistorischen Beitrag zur Erforschung der völkischen Bewegung und ihren personellen und inhaltlichen Verbindungen zu den (völkischen) Wissenschaften leisten.
Forschungsschwerpunkte:
Publikationsliste: in ORCID