Parasit, Engel, Bote, Stabilisator, Störer, Sündenbock, Trittbrettfahrer, Unparteiischer und Vermittler, Fremder, lachender Dritter, Anstifter, ausgeschlossener Dritter – so nur einige der Figuren des Dritten, die in der soziologischen Theorie erwogen werden und in der historischen Forschung z. T. bereits als ‚Figuren des Dritten‘ identifiziert wurden. Weshalb interessieren sich Soziologen so für „den Dritten“ und warum sollte das für die historische Forschung von Interesse sein? Wie könnten mögliche/notwendige Historisierungen des Konzepts für die Vormoderne aussehen?
In dem Seminar diskutieren wir zunächst anhand klassischer und neuerer Texte, welche unterschiedliche Bedeutungen Figuren des Dritten in soziologischen Theorien annehmen oder annehmen könnten. Weshalb soll gerade der Dritte wichtig sein? Warum genügen nicht zwei? Wären nicht vier oder fünf oder noch mehr besser? Warum sollte es auf diese Zahlenkonstellationen überhaupt ankommen, wenn die soziale Realität doch eher auf ständig wechselnde Konstellationen oder auf gänzlich unübersehbare Zahlenverhältnisse (wie „die Gesellschaft“) hinauszulaufen scheint? Anschließend beziehen wir diese Figuren auf empirische Probleme und befragen sie auf Anwendungs- und Transfermöglichkeiten.
Das Seminar verfolgt drei Ziele: es soll an das Denken in sozialen Zahlenkonstellationen heranführen und die Fähigkeit zum Transfer abstrakter theoretischer Einsichten auf empirische Fälle schulen. Zudem soll es zeigen, welche Möglichkeiten sich aus diesem Ansatz für die Interpretation von historischen Phänomenen in Moderne und Vormoderne ergeben.
Mit dem Seminar eng verknüpft ist der Kurs „Stadtschreiber und Schriftlichkeit, Juden, Priester und Gelehrte: Gruppenkonstellationen und die ‚Figur des Dritten‘ in der vormodernen Gesellschaft“, Do. 14-16 Uhr, kann aber selbstverständlich auch separat besucht werden.
Fischer, Joachim: Tertiarität. Die Sozialtheorie des „Dritten“ als Grundlegung der Kultur- und Sozialwissenschaften, in: Jürgen Raab/ Michaela Pfadenhauer/ Peter Stegmaier/ Jochen Dreher/ Bernt Schnettler (Hrsg.): Phänomenologie und Soziologie. Theoretische Positionen, aktuelle Problemfelder und empirische Umsetzungen, Wiesbaden: VS Verlag, 2008, S. 121-130
Koschorke, Albrecht, Ein neues Paradigma der Kulturwissenschaft, in: Die Figur des Dritten - Ein kulturwissenschaftliches Paradigma, hg. von Eßlinger, Eva, Schlechtriemen, Tobias, Schweitzer, Doris und Zons, Alexander, Berlin 2010, S. 9-34
Frequency | Weekday | Time | Format / Place | Period |
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The binding module descriptions contain further information, including specifications on the "types of assignments" students need to complete. In cases where a module description mentions more than one kind of assignment, the respective member of the teaching staff will decide which task(s) they assign the students.
Degree programme/academic programme | Validity | Variant | Subdivision | Status | Semester | LP | |
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Bielefeld Graduate School In History And Sociology / Promotion | Optional Course Programme | ||||||
Studieren ab 50 |
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