220057 Diskurse über und Praktiken der Vererbung im 19. Jahrhundert (Ü) (SoSe 2006)

Wie Generationen ihre Beziehungen zueinander gestalten und regeln, lässt sich am Erben und Vererben erkennen. An drei Strängen soll in diesem Lektürekurs herausgearbeitet werden, wie dies die europäischen Gesellschaften im 19. Jahrhundert taten. Hierzu wird Erben und Vererben zuerst als Besitztransfer, dann als Ausstattung mit einem Genpool und schließlich als national definierter Bestand von Kulturgut untersucht. Erbschaft ist ein soziales Phänomen, mit ihr wird der Besitztransfer verbindlich geordnet. Im 19. Jahrhundert, mit der Durchsetzung der bürgerlichen Gesellschaft, erscheint ein dringendes Bedürfnis, die Übergabe von Besitz neu gesetzlich zu regulieren. Vererbung ist darüber hinaus ein biologisches Phänomen, denn sie disponiert den Körper für bestimmte Fähigkeiten und Schwächen. Im 19. Jahrhundert steht die Konzeption von Vererbung spätestens mit Darwins Lehre von der Entstehung der Arten im Zentrum von Debatten. Und schließlich formen die Nationalstaaten im 19. Jahrhundert ihr eigenes nationales Erbe, in dem sie die bedeutendsten ihrer Künstler und Wissenschaftler zusammenschließen. Dies sind die Anfänge des heute von den Vereinten Nationen gesicherten Weltkulturerbes. Gefragt werden soll, mit welchen Begriffen von Erbe diese drei Debatten arbeiten, ob und wo genau sie wechselseitig aufeinander Bezug nehmen

Literaturangaben

Koll zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts