Ernährung - Diversität - Diskriminierung
Einsemestrige Lehrforschung, Sommersemester 2015
Lernziel
Sie vertiefen in dieser Lehrveranstaltung die zentralen Kompetenzen der quantitativen Sozialforschung durch aktive Beteiligung an einem vollständigen Forschungszyklus. Sie erschließen sich exemplarisch ein Gebiet der Gerechtigkeits-, Diskriminierungs- und Sozialstrukturforschung.
Inhalt
Gegenstand des Vorhabens sind die Erfahrungen, die Personen mit besonderen Ernährungsbedürfnissen machen. Besonderheiten können durch vielfältige Umstände zustande kommen: ethische und politische Gründe für den Verzicht auf tierische Lebensmittel, religiöse Gründe und die Milieuzugehörigkeit für die Ablehnung bestimmter Speisen und Getränke, medizinische Gründe für die Vermeidung bestimmter Inhaltsstoffe neben verschiedenen Motiven für periodisches Fasten und vielen anderen Beweggründen. Die Ernährung ist damit ein Spiegel der Diversität einer Gegenwartsgesellschaft. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht sind deshalb Fragen nach dem Umgang mit Diversität und Heterogenität, nach Toleranz, Diskriminierung, Gerechtigkeit und Gleichbehandlung, aber auch nach sozialer Identität und sozialer Bewegung aufgeworfen.
Der thematische Rahmen ist als Container zu verstehen, innerhalb dessen Sie eigene Akzente setzen und eigene Interessen in ein Untersuchungsprogramm übersetzen. Denkbare Fragestellung sind,
- welche Toleranz der Mainstream gegenüber Ernährungsminderheiten übt,
- welche Akzeptanz- oder Diskriminierungserfahrungen diese machen,
- welchen Akzeptanzanspruch sie erheben,
- wie Gleichbehandlungsvorstellungen ausgestaltet sind
- wie jenseits von medizinischen Faktoren Präferenzen erworben wurden
- in welchem Maß die Individuen sich als soziale Gruppe verstehen
- von welchen Faktoren diese Einstellungen abhängen.
Neben dem thematischen Rahmen ist eine Reihe methodischer Eckpunkte des Vorhabens aus praktischen Gründen vorgegeben:
- Es findet eine Erhebung und Analyse quantitativer Daten statt.
- Die Betrachtung findet auf der Individualebene statt, d. h. die Beobachtungsobjekte sind Personen.
- Es wird ein gemeinsames Erhebungsinstrument (ein Fragebogen) benutzt.
- Sie erheben Daten als Interviewer selbst im persönlich-mündlichen Interview.
- Die erzeugte Datengrundlage wird allen Studierenden in identischer Form zur Verfügung gestellt.
Die weitere Ausgestaltung liegt in Ihren Händen:
- Sie wählen die genaue individuelle Fragestellung der Forschung nach Interesse.
- Sie modellieren Ihr Thema theoretisch.
- Sie legen den Datenbedarf für Ihre Frage fest.
- Sie operationalisieren den Datenbedarf und entwerfen einen geeigneten Fragebogen.
- Sie entscheiden kollektiv, welche Stichprobe befragt wird.
- Sie analysieren die gewonnenen Daten mit passenden Verfahren.
- Sie verfassen einen individuellen Abschlußbericht.
Für alle Aufgaben stehen Ihnen Beratung und weiterführende Ressourcen zur Verfügung.
Arbeitsweise
- Plenumsveranstaltungen dienen der Information, Planung und Entscheidung. Entscheidungsfindung: Stehen alternative Optionen offen und ist kein Konsens über die Vorgehensweise erzielbar, findet ein Mehrheitsentscheid statt.
- Kleingruppensitzungen dienen der Abstimmung in strategischen Koalitionen und der Entwicklung verwandter Konzepte.
- Im Selbststudium bzw. in Individualarbeit werden teilnehmerspezifische Konzepte erarbeitet, Daten erhoben und analysiert, Berichte verfaßt.
- Beratungstermine mit dem Veranstalter dienen der Klärung themenspezifischer Fragen und werden bedarfsabhängig mit Einzelpersonen und Kleingruppen anberaumt.
Details zum Ablauf werden bei Beginn der Veranstaltung bekanntgegeben.
Ablauf
- Entwicklung konkreter Interessen der Studierenden
- Klärung zentraler Begriffe
- Hypothesenformulierung
- Operationalisierung
- Abstimmung des Gesamtinstruments
- Bestimmung von Grundgesamtheit und Stichprobe
- Pretest
- Finalisierung des Erhebungsinstruments
- Datenerhebung
- Datenerfassung
- Datenedition
- Datenanalyse
- Verfassung des Berichts
Ihre Leistungen
Mitwirkung in allen Phasen des Projektablaufs. Besondere Bedeutung haben:
- Entwicklung einer eigenen Fragestellung
- Operationalisierung der eigenen Konzepte und Mitarbeit bei der Fragebogenentwicklung
- Übernahme eines Kollektivgutbeitrags (z. B. Protokoll, Referat, Layout des Fragebogens, Datenverwaltung, Analyseberatung)
- Datenerhebung
- Analyse der Daten und Verfassung eines Berichts im Umfang von 30 Seiten
Voraussetzungen
Sie sollten grundlegende Kenntnisse der quantitativen empirischen Forschung in Trockenkursen erworben haben. Kenntnisse der Verfahren der Datenerhebung, Stichprobenkonzepte und Fragebogenkonstruktion sind von Vorteil, können aber bedarfsspezifisch noch erworben werden. Ohne basale Statistikkenntnisse (Maße der zentralen Tendenz, Zusammenhangsmaße) ist die Teilnahme nicht sinnvoll. Die Beherrschung eines Statistik-Softwarepakets ist nützlich. Sie müssen einen außerordentlichen Zeitaufwand bewältigen können, denn wir werden intensiv und extensiv arbeiten. Der Zeiteinsatz ist mit 60 Stunden Präsenzzeit und 180 Stunden Selbststudium veranschlagt. Thematische Affinität ist keine Voraussetzung: Professionelles Interesse ist ausreichend.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
---|---|---|---|
30-M-Soz-M3_LF1 Lehrforschung in Soziologische Methoden | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
|
Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation | |
30-M-Soz-M7_LF1 Lehrforschung in Sozialstruktur und sozialer Ungleichheit | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
|
Studieninformation |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.