300150 Wissenskulturen: Wissenschaft und Praxis (S) (SoSe 2010)

In transdisziplinären Prozessen (seien dies Innovationen oder Risiko-Analysen) wird vielfach beklagt, dass die Verständigung zwischen den verschiedenen Disziplinen schwierig bis unmöglich sei. Deshalb müsse man gemeinsame Begriffe definieren und Übersetzungsleistungen erbringen. Dann könne erfolgreiches transdisziplinäres Arbeiten stattfinden. In dieser Lehrveranstaltung wollen wir herausarbeiten, warum dieser Vorstellung zu kurz greift und deshalb zumeist ins Leere läuft. Denn es wird nicht bedacht, wie die Struktur der beteiligten Wissenskulturen beschaffen ist.
Deshalb soll im Rahmen dieser Vorstellung nicht nur das Konzept der Wissenskultur vorgestellt und diskutiert werden. Dabei wird deutlich, dass das Konzept der Wissenskultur nicht deckungsgleich mit dem der Disziplin ist, oder dass es neben wissenschaftlichen eben auch außer-wissenschaftliche Wissenskulturen gibt. Darüber hinaus werden wir versuchen, eine Landkarte unterschiedlicher Wissenskulturen zu erstellen. Wie lassen sich die unterschiedlichen wissenschaftlichen und nicht-wissenschaftlichen Wissenskulturen klassifizieren? Abschließend werden dann Fragen nach der Möglichkeit transdisziplinärer Kooperation, heterogener Innovation und reflexiver Risikopolitik vor dem Hintergrund wissenskultureller Konfliktlagen diskutiert.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Interesse an einer forschungsorientierten Lehrveranstaltung

Literaturangaben

Knorr-Cetina, K. (2002): Wissenskulturen. Frankfurt am Main: Suhrkamp; Arnold, M.; Fischer, R. (Hrsg., 2004): Disziplinierungen. Kulturen der Wissenschaft im Vergleich. Wien: Thuria + Kant