Kriegsmetaphern erfreuen sich in der zeitgenössischen Managementliteratur einer enormen Beliebtheit. Schon die Titel populärer Beratungsbücher scheinen zu suggerieren, daß sich insbesondere Wirtschaftsorganisation in einem permanenten Kriegszustand befinden: "Die Kunst des Krieges für Führungskräfte" (Donald G. Krause, 1996), "Sunzi und die Kunst des Krieges für Manager" (Andreas Drosdek, 1996), "War Powers: Business ist Krieg" (Mark Stevens, 2002).
Aus organisationssoziologischer Sicht wird man einerseits über diese Nutzung von Kriegsmetaphern (sowie Assoziationen von Managern mit Feldherren, Produktinnovationen mit Wunderwaffen usw.) schmunzeln und ihr gegenüber darauf bestehen, daß sich Krieg nur bedingt als Analogie zu Wettbewerb oder als Maßstab einer Ausarbeitung von Führungsstrategien eignet. Andererseits möchten die Kriegsmetaphern der Beratungsliteratur mitunter Organisationsprobleme ansprechen, die auch die Organisationssoziologie in den letzten Jahrzehnten in zunehmender Weise beschäftigt haben: Probleme des Verhältnisses von Organisationen zu ihren gesellschaftlichen Umwelten. "Organisationen im Krieg" ist in diesem Sinne ein Chiffre für Organisationen in außergewöhnlich strapaziösen gesellschaftlichen Umwelten.
Das Seminar wird versuchen, sich dieser organisationssoziologischen Problemstellung in erster Linie anhand der Beobachtung von Organisationen in tatsächlichen (und nicht: metaphorischen) Kriegssituationen zu nähern. Neben militärsoziologischen Arbeiten kann es dafür eine Reihe von Studien rekrutieren, die sich damit auseinandersetzen, wie öffentliche und private Organisationen, die eo ipso nicht auf Krieg spezialisiert sind, auf Kriegssituationen reagieren. Können Organisationsphänomene (Entscheidungen, Handlungen etc.) vor dem Hintergrund eines extremen Wandels gesellschaftlicher Umwelten im Übergang von Friedens- zu Kriegszeiten (z.B. bei Weltkriegen) mit den herkömmlichen Mitteln organisationssoziologischer Theorie erklärt werden? Oder entsprechen extremen gesellschaftlichen Umwelten aus organisationssoziologischer Sicht extreme Organisationen?
Zum Auftakt des Seminars werden historische militärische Fehlschläge im Hinblick daraufhin untersucht, inwieweit sie Hinweise auf spezifische Anforderungen an Organisationen im Krieg geben können.
Simmel, Georg, 1999 [1917]: Der Krieg und die geistigen Entscheidungen. In ders., Gesamtausgabe, Bd. 16. Frankfurt/M.: Suhrkamp
Cohen, Eliot A./Gooch, John, 1991: Military Misfortunes: The Anatomy of Failure in War. New York: Vintage
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 14-16 | U3-211 |
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.2 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie | Nebenfach | 2.2.3 (DPO97/98) | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.3 (DPO97/98) | Wahlpflicht | DPO 97/98) HS | |||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.4 | Wahlpflicht | (DPO 02) HS | |||
Soziologie (Nebenfach) / Magister | 2.2.3 (DPO97/98) | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie (2. Hauptfach) / Magister | 2.2.3 (DPO97/98) | Wahlpflicht | HS |