250263 Das postautonome Subjekt und seine Bildung - Poststrukturalistische Lesarten von Subjektivität, Bildung und Migration (S) (WiSe 2015/2016)

Inhalt, Kommentar

Das Subjekt war und ist einer der zentralen Bezugspunkte pädagogischer Konzepte und Handlungsmodelle. Dies gilt auch für die Migrationspädagogik. Der Mensch als autonomes, selbstbestimmtes und souveränes Subjekt gilt seit der Moderne gleichsam als Ausgangspunkt und Ziel von Bildungsprozessen. So verwundert es nicht, dass die Kunde vom 'Tod des Subjekts' durch den französischen Sozialphilosophen Michel Foucault für reichlich Unruhe und Irritation im pädagogischen Diskurs gesorgt hat. Bei näherem Hinsehen wird jedoch deutlich, dass die Idee des Subjekts nicht verworfen, sondern neu bestimmt wird.
In der Perspektive des sogenannten Poststrukturalismus werden Begriffe wie Subjekt, Handlungsfähigkeit, Wirklichkeit, Authentizität oder Autonomie, die für pädagogisches Denken und Handeln entscheidend sind, nicht einfach vorausgesetzt, sondern in Bewegung gebracht. In Abgrenzung zum klassischen Souveränitäts- und Identitätsmodellen rücken Konzepte der Differenz, Heterogenität und Unentscheidbarkeit in den Vordergrund. Der Poststrukturalismus nimmt Diskurse, Praktiken und Machtverhältnisse in den Blick und damit Prozesse und Techniken, die aus Menschen Subjekte machen. Gesellschaftliche 'Anrufungen' weisen Individuen gewisse Plätze in der sozialen Ordnung zu und bieten Identifizierungskategorien, die an bestimmte Normen und Erwartungen gebunden sind.
In diesem Seminar werden vor allem migrantische, rassistische und geschlechtliche Anrufungen untersucht und kritisch diskutiert. Dabei spielen diskriminierende, verletzende und ausgrenzende Anrufungserfahrungen, wie sie beispielsweise MigrantInnen immer wieder machen, eine zentrale Rolle. Ebenso wichtig sind aber auch die praktizierten Strategien, um Anrufungen zu unterlaufen, zu verschieben und zu verändern. Nicht zuletzt wird damit die Frage neu verhandelt, wie Widerstand, Kritik und Handlungsfähigkeit neu zu denken und zu konzipieren sind.Die poststrukturalistische Kritik am Subjektverständnis der Moderne hat weitreichende Folgen sowohl für erziehungswissenschaftliche Theoriebildung als auch für pädagogisches Handeln. Daher verfolgt diese Veranstaltung das Ziel, nicht nur poststrukturalistische Entwürfe von Subjektivität, Bildung und Migration vorzustellen, sondern darüber hinaus danach zu fragen, welche neuen Impulse sich daraus für die praktische pädagogische Arbeit ergeben. Für dieses Seminar werden u.a. Ansätze von Althusser, Foucault, Spivak, Hall und Butler und herangezogen.

Stichpunkte: Poststrukturalistische Subjektkritik/ Migration, Heterogenität und Normalität aus poststrukturalistischer Perspektive/ Zugehörigkeitsordnungen, Differenzverhältnisse und Subjektivierung/ Subjekte zwischen performativen Diskursen, Selbstpraktiken und Handlungsmacht/ Hybride Identitäten und Postkolonialismus/ Anrufungsverweigerungen, Fehlaneignungen und Umdeutungen als Bildungsprozesse

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Interesse an theoriegeleiteter Auseinandersetzung und Transferarbeit für die pädagogische Praxis.

Literaturangaben

Althusser, Louis (2010): Ideologie und ideologische Staatsapparate. VSA Verlag. Hamburg.
Butler, Judith (2001): Psyche der Macht. Das Subjekt der Unterwerfung. Suhrkamp Verlag. Frankfurt a. M.
Foucault, Michel (1994): Autobiografie. In: Deutsche Zeitschrift für Philosophie.1994. Heft 4. S. 699-702.
Foucault, Michel (1994): Das Subjekt und die Macht. In: Dreyfus, Hubert L./ Rabinow, Paul: Michel Foucault. Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik. Beltz Verlag. Weinheim. S. 243-264.
Gelhard, Andreas, Alkemeyer, Thomas, Ricken, Nobert (Hrsg.) (2013): Techniken der Subjektivierung. Wilhelm fink Verlag. München.
Hall, Stuart (2004): Ideologie Identität Repräsentation. Ausgewählte Schriften. Hamburg. Argument-Verlag.
Kleiner, Bettina/ Rose, Nadine (Hrsg.) (2014): (Re)Produktion von Ungleichheiten im Schulalltag. Judith Butlers Konzept der Subjektivation in der erziehungswissenschaftlichen Forschung. Barbara Budrich Verlag. Berlin und Toronto.
Keller, Reiner (2014): Assoziationen. Über Subjektprobleme des Poststrukturalismus und die Perspektive der wissenssoziologischen Diskursanalyse. In: Poferl, Angelika/Schröer, Norbert (Hrsg.): Wer oder was handelt? Zum Subjektverständnis der hermeneutischen Wissenssoziologie. Springer VS Verlag. Wiesbaden. S. 67-94.
Mecheril, Paul (2015): Subjektbildung. Interdisziplinäre Analysen der Migrationsgesellschaft. transcript Verlag. Bielefeld.
Müller, Anna-Lisa (2009): Sprache, Subjekt und Macht bei Judith Butler. Tectum Verlag. Marburg.
Müller, Jens Christian/ u.a. (1994): Der Staat in den Köpfen. Anchlüsse an Louis Althusser und Nicos Poulantzas. Edetion bronski. Decaton Verlag. Mainz. S.41-58.
Reckwitz, Andreas (2008): Subjekt. transcript Verlag. Bielefeld.
Spivak, Gayatri Chakravorty (2008): Can the Subaltern Speak. Postkolonialität und subalterne Artikulation. Turia + Kant Verlag. Wien.
Stiegler, Bernd (2015): Theorien der Literatur- und Kulturwissenschaften. Wilhelm Fink Verlag. Paderborn.

Lehrende

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
25-ME-A4 Inhaltliche Fokussierung E1: Inhaltliche Fokussierung 1 Studienleistung
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benotete Prüfungsleistung
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E2: Inhaltliche Fokussierung 2 Studienleistung
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benotete Prüfungsleistung
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25-ME-B4 Inhaltliche Fokussierung E1: Inhaltliche Fokussierung 1 Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung
benotete Prüfungsleistung
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E2: Inhaltliche Fokussierung 2 Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung
benotete Prüfungsleistung
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25-ME-C1 Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education E1: Migrationspädagogik and International Education Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung
benotete Prüfungsleistung
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25-ME-C1-MGS-wp Historische und systematische Aspekte der Migrationspädagogik, Civic- and International Education E1: Migrationspädagogik and International Education Studienleistung
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25-ME-C4 Inhaltliche Fokussierung E1: Inhaltliche Fokussierung 1 Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung
benotete Prüfungsleistung
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E2: Inhaltliche Fokussierung 2 Studienleistung
unbenotete Prüfungsleistung
benotete Prüfungsleistung
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25-MEW11 Pädagogik und Differenz in der Migrationsgesellschaft E1: Theoretisch-analytische, historisch-systematische und empirische Zugänge zu Differenz im (migrations-)pädagogischen Kontext Studienleistung
Studieninformation
25-MEW11_wp Pädagogik und Differenz in der Migrationsgesellschaft E1: Theoretisch-analytische, historisch-systematische und empirische Zugänge zu Differenz im (migrations-)pädagogischen Kontext Studienleistung
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25-UFP6-V5 Fachbezogene Vertiefung: Migrationspädagogik E1: Seminar aus Master Kernfach EW Studieninformation
E2: Seminar aus Master Kernfach EW Studieninformation
30-MGS-3 Hauptmodul 2: Sozialisation und Bildung Seminar 1 Studienleistung
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Seminar 2 Studienleistung
benotete Prüfungsleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.

Studiengang/-angebot Gültigkeit Variante Untergliederung Status Sem. LP  
Gender Studies / Master (Einschreibung bis SoSe 2013) Hauptmodul 1   3 (bei Einzelleistung 3LP zusätzlich)  
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom (Einschreibung bis SoSe 2008) H.2.6; H.3.1   scheinfähig  

Keine Konkretisierungen vorhanden
Kein Lernraum vorhanden
registrierte Anzahl: 23
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eKVV Teilnahmemanagement:
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Teilnahmebegrenzung:
Begrenzte Anzahl Teilnehmer*innen: 40
Adresse:
WS2015_250263@ekvv.uni-bielefeld.de
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Falls die Belegnummer mehrfach im Semester verwendet wird können Sie die folgende alternative Verteileradresse nutzen, um die Teilnehmer*innen genau dieser Veranstaltung zu erreichen: VST_59687761@ekvv.uni-bielefeld.de
Reichweite:
12 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 11. Dezember 2015 
Letzte Änderung Zeiten:
Montag, 8. Februar 2016 
Letzte Änderung Räume:
Montag, 8. Februar 2016 
Art(en) / SWS
S / 2
Einrichtung
Fakultät für Erziehungswissenschaft
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