220137 Quellen zur deutschen Kolonialgeschichte multiperspektivisch lesen (S) (SoSe 2021)

Die europäische Geschichtsschreibung über die (deutsche) Kolonialgeschichte basiert bisher überwiegend auf Quellen, die aus europäischen staatlichen Archiven stammen und daher größtenteils aus einer Weißen kolonialen Perspektive verfasst sind. Diese reduziert und kategorisiert u.a. die Beziehungen und Akteur*innen entlang binärer Muster von schwarz/weiß, vormodern/modern etc.
Die Übung geht der Frage nach, wie mit diesen Quellen gearbeitet werden kann, ohne Gefahr zu laufen, die komplexen Beziehungen, Praktiken und Konflikte der verschiedenen Akteure zu ignorieren und so koloniale Perspektiven zu reproduzieren. Zudem wird ein Ausblick auf alternative Quellen gegeben. Wir werden unterschiedliche Quellen bearbeiten und mithilfe verschiedener Ansätze, etwa aus den Postcolonial Studies, der New Imperial History, den Area Studies und der „klassischen“ Quellenkritik die Möglichkeiten und Grenzen einer multiperspektivischen Quellenlektüre diskutieren.

Literaturangaben

Stoler/Cooper: Ann Laura Stoler und Frederick Cooper: Zwischen Metropole und Kolonie. Ein Forschungsprogramm neu denken, in: Kraft, Claudia; Lüdtke, Alf; Martschukat, Jürgen (Hrsg.): Kolonialgeschichten. Regionale Perspektiven auf ein globales Phänomen, Frankfurt/M.2010, S. 26-66.
Ann Laura Stoler: Colonial Archives and the Arts of Governance, in: Archival Science (2002:2), S. 87-109.
Stefanie Michels: Schwarze deutsche Kolonialsoldaten. Mehrdeutige Repräsentationsräume und früher Kosmopolitismus in Afrika, Bielefeld 2009.