Als Leon Battista Albertis mit einem berühmten Diktum von 1435 schrieb, dass ein Gemälde wie ein “offenes Fenster” sei, hat er unterschlagen, dass wir durch Fenster nicht nur auf die Objekt-Welt schauen, sondern dass Fenster auch zum Lüften dienen. Zwar können wir (wie) durch ein Fenster auf Objekte blicken, die mit den geometrischen Regeln der Perspektive auf die Oberfläche des Gemäldes übertragen werden. Aber sind nicht alle diese Gegenstände umhüllt von Luft, von Atmosphäre, von Dampf, von Rauch? Ausgehend von dieser Frage widmet sich das Seminar all den ephemeren und flüchtigen Phänomenen, durch die wir zunächst einmal hindurch sehen müssen (Luft), um überhaupt auf Gegenstände blicken zu können, oder die sich dem Blick in den Weg stellen können (Wolken, Rauch), um gänzlich opak werden. Sie alle haben die Geschichte der Malerei vom frühen 15. Jahrhundert bis zum Beginn der Moderne begleitet. Im Seminar werden wir uns vorwiegend anhand exemplarischer Analysen von Gemälden aus dem Zeitraum von 1400 bis ca. 1800 mit atmosphärischen Phänomenen beschäftigen.
Ein Augangspunkt bilden Filippo Brunelleschis Perspektivexperimente zu Beginn des 15. Jahrhunderts, der die Wolken (im Gegensatz zu konkreten Architekturen) eben nicht malte, sondern an der Stelle des Himmels eine spiegelnde Oberfläche vorsah und damit schon markierte, dass Wolken und atmosphärische Phänomene die (perspektivische) Malerei vor Hindernisse stellen. Atmosphären, Luft und Wolken spielen auch eine wichtige Rolle in unterschiedlichen Gattungen der niederländischen Malerei: in der Landschaftsmalerei, die oft auch als veritable Wolkenmalerei bezeichnet werden könnte; im Seestück, zu dessen elementaren Bestandteilen Gischt, Schaum, Nebel und Wetterverhältnisse zählen; aber auch in der Genre-Malerei, die es mit stickigen Innenräumen zu tun hat. Einzelne Maler des 18. Jahrhunderts machten die Luft sogar zum expliziten Gegenstand, wenn sie im Rahmen einer wissenschaftlichen Experimentalkultur Luftpumpen- oder Seifenblasenexperimente darstellten. Schließlich rücken um und nach 1800 atmosphärische Phänomene so weit in den Vordergrund, dass sie zum Hauptgegenstand der Malerei werden.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
---|
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
---|---|---|---|
22-3.1 Hauptmodul Vormoderne
3.1.6 |
Seminar Vormoderne | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-3.8 Wahlfreies Hauptmodul
3.1.6 |
Seminar | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-BKG-HVM Hauptmodul Bild- und Kunstgeschichte der Vormoderne
3.1.6 |
Seminar zur Bild- und Kunstgeschichte der Vormoderne | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
22-BKG-PFM Profil- und Forschungsmodul zur Vorbereitung der BA-Arbeit
3.1.6 |
Seminar (Vormoderne oder Moderne) | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
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