220089 Pierre Bourdieu (K) (SoSe 2017)

„Es gab andere gute Soziologen“, erklärte Jean-Pierre Vernant anlässlich der Beisetzung Pierre Bourdieus auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris 2002. „Er bewegte die Soziologie“. Pierre Bourdieu führte, so Pascale Casanova, eine „symbolische Revolution“ in der Soziologie herbei, eine Subversion der Denk- und Wahrnehmungsschemata. Welche Anstöße gab er der Geschichtswissenschaft und Literaturgeschichte?
Das Seminar rekonstruiert, ausgehend von Bourdieus autobiographischer Skizze Ein soziologischer Selbstversuch, Fragestellungen und Erkenntnisinteressen Bourdieus. Es entfaltet Grundbegriffe seiner Theorie – u.a. „Feld“, „Habitus“, „soziales“/„kulturelles Kapital“, „Politik der Wahrnehmung“, „symbolische Revolution“ – und untersucht deren Umsetzung in ausgewählten empirischen Studien. Es stellt sein Modell „kritischer Ereignisse“ und des „kritischen Moments“ vor, das den Gegensatz von Struktur und Ereignis aufhebt und einen Ansatz zur Analyse von Mobilisierungsprozessen sozialer Bewegungen liefert, und setzt sich mit dem Intellektuellen Pierre Bourdieu auseinander, der, den Neoliberalismus kritisierend, eingreift in die politische Arena.

Literaturangaben

Pierre Bourdieu, Ein soziologischer Selbstversuch, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 2002; Pierre Bourdieu, Loïic J.D. Wacquant, Reflexive Anthropologie, Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1996; Eva Barlösius, Pierre Bourdieu, Frankfurt am Main (Campus) 2006; Hans-Peter Müller, Pierre Bourdieu. Eine systematische Einführung, Berlin (Suhrkamp) 2014.