300042 Antwortverzerrung durch soziale Erwünschtheit (S) (SoSe 2017)

Dass Befragte in quantitativen Erhebungen vor allem bei sensiblen Themen (z.B.: Delinquenz) unter Umständen keine ehrlichen, sondern sozial erwünschte Antworten geben, ist bereits seit langem in der Forschung bekannt. Verzerrte Daten ergeben sich zwar nicht ausschließlich, aber doch zu einem bedeutenden Anteil aus ebendiesen Tendenzen, Sachverhalte im Sinne einer Selbst- oder Fremdtäuschung im Antwortprozess zu editieren. Theoretisch sowie empirisch wird dieses Phänomen zu ergründen, zu antizipieren und infolgedessen zu reduzieren versucht.
Die theoretische Grundlegung kann dazu dienen, in der Befragungssituation selbst soziale Erwünschtheit zu vermeiden, andererseits können auch der Theorie entlehnte Messinstrumente in der Befragung eingesetzt werden, die es ermöglichen, im Nachhinein soziale Erwünschtheit festzustellen und diese verzerrten Antwortmuster von weiteren Analysen auszuschließen. Zusätzlich wird auch indirekten Messungen zugesprochen, ehrliche Antworten zu unterstützen.

Im Seminar soll zunächst die theoretische Grundlage des Phänomens der sozialen Erwünschtheit erarbeitet werden. Darauffolgend soll dieses Basiswissen auf die empirische Umsetzung in aktuellen Studien transferiert und kritisch diskutiert werden. Neben den klassischen Skalen zur direkten Erfassung von sozialer Erwünschtheit sollen auch indirekte Techniken (z.B. randomized response technique, crosswise-model, item-sum-technique, faktorielle Designs) in den Fokus gerückt und auf ihren Gehalt geprüft werden.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Wünschenswert ist das Interesse am übergeordneten Thema der Datenqualität in quantitativen Erhebungen und die Bereitschaft, regelmäßig Texte so vorzubereiten, dass sie kritisch diskutiert werden können. Generell sollten Kenntnisse im Bereich multivariater Analyseverfahren (Regressionsanalyse, Faktorenanalyse, etc.) vorhanden sein.