230602 Die Denkfigur ›als ob‹ – interdisziplinär betrachtet (S) (SoSe 2024)

Die Denkfigur ‚als ob‘ schafft mit zwei Wörtern zwei Welten: die mögliche Welt, von der man überlegt, wie sie wohl wäre, und die wirkliche Welt, zu der die mögliche in Kontrast gesetzt wird. Zwar ist die mögliche Welt eindeutig als nicht real gekennzeichnet, doch vermittelt über das ‚als ob‘ erscheint sie als als real denkbare Möglichkeit. Es werden somit zwei Optionen gleichzeitig gedacht, die einander ausschließen, aber doch bedingen: eine Denkfigur der Ambivalenz.

Kernbereich von Als-ob-Wendungen sind die sozialen Systeme, die mit Fiktionen arbeiten. Dies betrifft z.B. philosophisch-soziale Fiktionen, etwa Kants Kategorischen Imperativ („handle so, als ob…“), künstlerische Ausdrucksformen aller Art (‚handle so, als ob Duchamps Pissoir oder Cattelans Banane im Museum Kunst wären‘) und selbstverständlich die Literatur.

Im Seminar wollen wir interdisziplinär überlegen, inwieweit ein Denken ‚als ob‘ auch viele Facetten z.B. von Politik, Wirtschaft, Psychologie oder Naturwissenschaften charakterisiert. Lassen sich etwa wissenschaftliche Modelle als Als-ob-Denkfigur beschreiben, wenn sie die Wirklichkeit zwar nur fiktiv abbilden, aber im Wechselspiel aus Fiktion und Realität dennoch relevante Erkenntnisse ermöglichen?

Das Seminar findet teilverblockt statt, die genauen Termine sprechen wir gemeinsam ab.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft, aktiv interdisziplinär zu arbeiten und sich in die Perspektive anderer Disziplinen hineinzuversetzen, u.a. durch die Übernahme eines entsprechenden Referats.