230112 Angewandte Dramaturgie. Die Orestie, Der Menschenfeind und Weißes Gold: aktuelle Inszenierungen des Bielefelder Theaters (S) (SoSe 2018)

Inhalt, Kommentar

Das Seminar versteht sich als Angebot zur angewandten Dramaturgie – in enger Zusammenarbeit mit dem Theater Bielefeld. Die drei Stücke des Titels werden, neben weiteren aktuellen Produktionen, ausführlich analysiert, kontrastiert mit den zugrunde liegenden Dramentexten, sonstigen Materialien, weiteren Inszenierungen, insbesondere von Die Orestie und Der Menschenfeind, und in den Zusammenhang mit anderen Arbeiten der neuen Spielzeit gestellt. Wir werden mehrere Termine im Theater selbst wahrnehmen, mit SchauspielerInnen, DramaturgInnen und RegisseurInnen sprechen, Proben sehen und die Entwicklung zumindest einer laufenden Inszenierung bis zur Premiere verfolgen können (Weißes Gold).
Zu Aischylos, Die Orestie, hießt es aus den Ankündigungstexten des Theaters Bielefeld: „Die erste vollständig erhaltene Tragödien-Trilogie des Theaters handelt vom Ende eines Fluchs und beginnt mit einer ausweglosen Familientragödie. Auf Schuld folgt Vergeltung, aus Vergeltung wird weitere Schuld, so schreibt sich das Schicksal seit Generationen fort. Um Glück für den Trojanischen Krieg zu erflehen, hatte König Agamemnon die Tochter Iphigenie geopfert. Seine Frau Klytaimnestra kann die Tat nicht verwinden und tötet ihn nach seiner siegreichen Wiederkehr hinterrücks, um die Tochter zu rächen. Die Stadt stöhnt unter ihrer und ihres Geliebten Willkürherrschaft – bis der verschollene Sohn Orest zurückkehrt und beide erschlägt, um den Vater zu rächen. Fortan hetzt Orest atemlos durch das Land, verfolgt von den Erinnyen, den Rachegöttinnen, die Vergeltung für den Muttermord fordern: ‚Zahlen musst du, Schlag um Schlag, Mord um Mord, Recht um Recht, Schuld um Schuld‘. Doch dann ereignet sich das Ungeheuerliche. Die kluge Göttin Athene schafft es, den Menschen vom Wahnsinn des wechselseitigen Mordens zu erlösen. Sie besänftigt die Erinnyen, ersetzt individuelle Rache durch eine geordnete Rechtsprechung und lehrt Menschen und Götter das Prinzip der Verzeihung. In einer gesellschaftlichen Umbruchsituation beschreibt der Dichter Aischylos mit der Orestie die Hoffnung auf einen fundamentalen Wandel des europäischen Denkens von Blutschuld und Rache zu Vergebung. Und er beschreibt den Gründungsmythos der Demokratie.“
Der Menschenfeind wird wie folgt kommentiert: „Alceste kann nicht anders, er sagt, was er denkt. Das ist nicht ohne Tücke, lü-gen doch alle anderen ständig. Sei es aus Höflichkeit, Angst, Nachsicht, Dummheit, Unkenntnis oder Professionalität. Ein Herz, das keine Unterschiede kennt, ist Alceste zu groß, er will der sein, der er ist. Ein Freund für alle ist ihm kein Freund, deshalb verstößt er Philinte. Gegen Orante prozessiert er, weil er dessen Gedichte hasst. Einen Verteidiger lehnt er ab, da er sich auf die Wahrheit verlassen will. Dem Richter zu schmeicheln kommt ihm nicht in die Tüte. Ausgerechnet dieser radikale Idealist verliebt sich in Célimène. Die strahlende Salonlöwin, leichtfertige wie verführerische Königin des Gossip und Mittelpunkt der Gesell-schaft, lästert über jeden und verscherzt es sich mit niemandem. Alceste sieht sich als ihr Retter und träumt von einem zurückge-zogenen gemeinsamen Leben. Er macht den Beziehungsfehler Nummer eins: Er glaubt zu wissen, wie sie »wirklich« ist und will ihr helfen, sich zu ändern. Worauf kommt es eigentlich an: auf Überzeugung oder Manieren? Und wann wird Meinung zum Vorurteil? Wann ist es besser, nicht laut zu denken? Ist Small Talk überflüssig oder überlebensnotwendig? In Zeiten eines beliebigen Umgangs mit Fakten scheint Molières Gesellschaftskomödie wie aus dem Diskurshimmel herabgefallen. Ihre schwebenden Wortduelle bringen dem verbissenen Ringen um Wahrheit in einer verlogenen Welt Leichtigkeit und Gedankenschärfe zurück.“
Und zu Weißes Gold liest man ebenda: „Hunderttausende Kriegs- und Armutsflüchtlinge aus ganz Europa ließen sich locken vom Ruf des ‚Weißen Goldes‘, wie man die Baumwolle in Argentinien nannte. In der Hoffnung auf ein besseres Leben setzten sie über, um fortan unter der subtropischen Sonne der Provinz Chaco Baumwolle zu kultivieren. Die Autorin Anne Jelena Schulte hat den Chaco besucht, Familiengeschichten gesammelt und den Baumwollanbau im Zeichen der modernen Agrarindustrie do-kumentiert. So hart das Leben für viele kleinere Bauen dort ist: Der Traum vom weißen Gold, das nicht nur Geld, sondern auch Frieden und Geborgenheit versprach, lebt fort. Die Kulturstiftung des Bundes fördert im Fonds Doppelpass das gemeinsame Projekt Stoff des Theaters Bielefeld mit ‚recherchepool‘. Tipp: Das Projekt Stoff wird online von einem Magazin begleitet. Unter www.stoff-magazin.com gibt es ab sofort Einblicke in die laufenden Recherchen und aktuelle Informationen. Die Inhalte des Onlinemagazins stammen zum einen von den direkt Beteiligten des Projekts, zum anderen von Studenten der Interdisziplinären Medienwissenschaft der Universität Bielefeld. Nach und nach werden nun Reportagen, Firmen- bzw. Designerporträts, Inter-views, Kolumnen und Berichte online gestellt.

Literaturangaben

Literatur wird über den elektronischen Lernraum und einen UB-Handapparat zur Verfügung gestellt.
In der UB ist zudem ein Medienapparat eingerichtet.

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Veranstaltung 2 Studienleistung
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23-GER-PLit3 Autoren, Werke, Diskurse Veranstaltung 1 (mit Modulprüfung) Studienleistung
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Veranstaltung 2 Studienleistung
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23-LIT-LitP7 Deutschsprachige Literatur Deutschsprachige Literatur: Epochen und Strukturen Studienleistung
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Deutschsprachige Literatur: Gattungen und Formen Studienleistung
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Deutschsprachige Literatur: Themen und Autoren Studienleistung
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Seminar mit Lektüreschwerpunkt Studienleistung
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- benotete Prüfungsleistung Studieninformation
23-LIT-M-LitPXM Praxismodul Praktikum Studienleistung
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Praxisbegleitende Lehrveranstaltung Studieninformation

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Mittwoch, 7. März 2018 
Letzte Änderung Zeiten:
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Letzte Änderung Räume:
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Art(en) / SWS
S / 3
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Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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