Die Bedeutung des Gesprächs im ärztlichen Berufsalltag für die erfolgreiche Diagnosestellung, Beratung, Therapiebefolgung (Compliance) und die Patientenzufriedenheit wird seit einigen Jahren verstärkt in den Medien diskutiert und soll nach dem Masterplan 2020 des BMBF in Zukunft verstärkt auch im Medizinstudium berücksichtigt werden. So wurde 2015 die Entwicklung eines Nationalen Mustercurriculums Kommunikation in der Medizin in Auftrag gegeben (cf. https://www.aerzteblatt.de/archiv/171463/Kommunikation-Erstes-Mustercurriculum-fuer-Studierende) und unter der Leitung der Heidelberger Professorin Jana Jünger umgesetzt. Ausgangsidee dieser Initiativen ist die Vorstellung der grundsätzlichen Lehrbarkeit kommunikativer Kompetenzen und ihre Erlernbarkeit durch Ärzt-e/-innen zum Wohle der Patienten.
In der Gesprächsanalyse wird die Arzt-Patient-Kommunikation (APK) bereits seit Längerem als besonders wichtiges Gebiet der beruflichen Kommunikation / Experten-Laien-Kommunikation erforscht. In der Regel geht es dabei zunächst um die Erfassung und Beschreibung wiederkehrender kommunikativer Aufgaben der Interaktionspartner, sowie die Techniken und Verfahren, die diese zu ihrer Bearbeitung nutzen.
In unserem Projektseminar sollen beide Aspekte (wissenschaftliche Beschreibung und deren Konsequenzen für die Entwicklung von Lehrkonzepten für die AKP) miteinander in Beziehung gebracht werden. Im ersten Teil des Semesters werden wir uns die Ergebnisse der gesprächsanalytischen Forschung zur APK anschauen und an authentischen Gesprächsdaten überprüfen. Im zweiten Teil des Seminars werden die Studierenden an diesen Daten jeweils einzelne Fragestellungen bearbeiten. Die Ergebnisse dieser Projekte werden im dritten Teil des Seminars vorgestellt und diskutiert vor dem Hintergrund der Frage ihrer Lehr- und Lernbarkeit.
Wünschenswert: Erfahrung in gesprächsanalytischen Methoden.
Gülich, E. (1999): „Experten“ und „Laien“: Der Umgang mit Kompetenzunterschieden am Beispiel medizinischer Kommunikation. In: Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften. Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Hrsg.) Red. K. Weisrock „Werkzeug Sprache“. Sprachpolitik, Sprachfähigkeit, Sprache und Macht. 3. Symposion der deutschen Akademien der Wissenschaften. Hildesheim u.a.: Olms, 165-197.
Gülich, Elisabeth (2003): Conversational Techniques Used in Transferring Knowledge between Medical Experts and Non-experts. In: Discourse Studies, 5, 2, S. 235-263.
Gülich, E. (2005). Krankheitserzählungen. In: Neises, M. / Ditz, S. / Spranz-Fogasy, T. (Hrsg.) (2005). Psychosomatische Gesprächsführung in der Frauenheilkunde. Ein interdisziplinärer Ansatz zur verbalen Intervention. Stuttgart: Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, S. 73-89.
Kowarowsky G (2011): Der schwierige Patient – Kommunikation und Patienten-interaktion im Praxisalltag. Stuttgart: Kohlhammer Verlag.
Löhning, P., Rehbein, J. (Hrsg.) (1993): Arzt-Patient-Kommunikation: Analysen zu interdisziplinären Problemen des medizinischen Diskurses, de Gruyter, Berlin, New York.
Schweickhardt A, Fritzsche K (2009): Kursbuch ärztliche Kommunikation. Grundlagen und Fallbeispiele aus Klinik und Praxis. Köln: Deutscher Ärzteverlag.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Linguistik: Kommunikation, Kognition und Sprachtechnologie / Master | (Einschreibung bis WiSe 19/20) | 23-LIN-MaIL; 23-LIN-MaGA | Wahlpflicht | 2. 3. 4. | 3 | benotet HS |
Studienleistung: regelmäßige Anwsenheit in den Datensitzungen; Durchführung eines kleinen empirischen Projekts zur Arzt-Patient-Kommunikation; Prösentation der Projektergebnisse in der Seminargruppe.
Möglichkeit zur Anfertigung einer Modularbeit auf der Basis des Projekts.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: