THEORETISCHER UND METHODISCHER RAHMEN
Die Erforschung urbanen Lebens, die ethnographische zumal, hat in der Soziologie eine große Tradition (Park, Simmel, Whyte, Goffman, Lofland, Lindner). Die Veranstaltung knüpft daran an und macht die Aneignung heutiger urbaner Räume zum Gegenstand. Dabei soll das Spannungsfeld von Bewegung und Stillstand im Mittelpunkt stehen, von dem Städte geprägt sind: von Fußgänger*innen, Radfahrer*innen, Autos und Straßenbahnen, die sich in verschiedenen Tempi fortbewegen (oder auch nicht: an Ampeln, im Stau); von Passanten, die auf Straßen, Plätzen und in Parks flanieren, und Bankhockern und Kaffeehaussitzern, die sie beobachten; von Barrieren und Barrikaden, die errichtet werden, und Wegen, die durch sie hindurch gesucht und gefunden werden; von Mobilitätsschleusen wie Bahnhöfen und U-Bahn-Stationen, die zugleich Orte des Wartens und damit Orte des Stillstands sind etc. etc.
Wir widmen uns diesen Themen mit den Mitteln der visuellen Ethnographie. Dafür erarbeiten wir uns in der Veranstaltung zunächst die zentralen Begriffe der klassischen Ethnographie und diskutieren im Anschluss die gegenwärtigen Probleme und Themen der soziologischen Ethnographie. Die Veranstaltung konzentriert sich schließlich ganz auf Verfahren der visuellen Ethnographie. Wie verwendet man Fotographien methodisch? Wie analysiert man sie? Wie setzt man den Fotoapparat als soziologische Ressource ein? Wo und wie kann man (gut) fotographieren? Wann und wo kann oder muss man die Fotographien mit anderen methodischen Techniken kombinieren? Wo ist teilnehmende Beobachtung möglich, wo führt man ethnographische Interviews, wo sammelt man Artefakte und Texte?
Die Veranstaltung bildet den ersten Teil einer auf zwei Semester angelegten ‚großen‘ Lehrforschung. Sie gibt den Studierenden Gelegenheit, innerhalb eines gemeinsamen Themas eine eigene Fragestellung zu erarbeiten und sich dabei intensiv mit dem Prozess qualitativen Forschens auseinanderzusetzen.
LEHRMETHODE
Nach theoretischer und methodischer Einführung in das Thema folgt die eigenständige Arbeit der Studierenden mit fortlaufender methodischer Supervision und methodologischer Begleitung. Die Veranstaltung zielt darauf, empirisches Material mit methodologischen Fragen und theoretischen Bezügen zu verbinden. Die Lehrforschung ist als Forschungswerkstatt konzipiert, das heißt, die Teilnehmenden bilden eine Interpretationsgruppe, die gemeinsam voranschreitet. Die Teilnehmenden verpflichten sich zu Vor- und Nachbereitung der Sitzungen, darüber hinaus zu regelmäßiger Teilnahme (was auch bedeutet, dass man sich für Abwesenheit entschuldigt).
VORAUSSETZUNGEN
Diese Lehrveranstaltung setzt die Inhalte der Master-Vorlesung "Qualitative Methoden" (300260) voraus.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M-Soz-M3_LF2 Lehrforschung in Soziologische Methoden | Alternativ zu Seminar 1 und Seminar 2: großes Seminar | Studienleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: