Interaktionen, also Kommunikationen bei gleichzeitiger Wahrnehmung der Anwesenden, sind eine gänzlich andere Form sozialer Ordnungsbildung als Organisationen. Diese bilden eine soziale Ordnung, die nicht auf der Unterscheidung anwesend/abwesend, sondern auf der Unterscheidung Mitgliedschaft/Nichtmitgliedschaft basieren.
Allerdings gibt es eine Vielzahl von Interaktionstypen, die in oder an der Grenze von Organisationen stattfinden und deshalb neben der Referenz auf sich selbst und der Gesellschaft eine Referenz auf die Organisation, der sie zugerechnet werden, ausbilden. Die Interaktion unterliegt bestimmten Bindungen der Organisation, z.B. die Teilnahme und den Ausschluss bestimmter Personen oder die Notwendigkeit, bestimmte Ergebnisse zu erzielen. Andererseits kann sie nicht vollständig von der Organisation determiniert werden, es gibt ein in ihrer Typik liegendes "Eigenrecht".
Die Veranstaltung widmet sich in einem ersten Block der theoretischen Abgrenzung von Interaktion, Organisation und Gesellschaft mit Blick auf den Sonderfall Interaktion in Organisation. In einem zweiten Block stehen verschiedene Typen dieser Interaktion im Blickfeld: hierarchische Interaktionen (Vorgesetzter/Untergebener), laterale Interaktionen (Kollegalität, Geselligkeit) sowie Interaktionen zwischen Mitgliedern und Nichtmitgliedern (Personalgespräche, Kunden) an Grenzstellen.
Zu Beginn des Kurses wird der genaue Themenplan besprochen und bekanntgegeben. Wenn Sie teilnehmen wollen, manchen Sie sich doch schon vorher Gedanken, was Sie konkret soziologisch interessiert bzw. welche Themen und Texte Sie gerne einbringen wollen. Schreiben Sie mir gerne eine Email dazu.
Ein Interesse an organisationssoziologischen und -theoretischen Fragestellungen ist von Vorteil. Die Bereitschaft zur regelmäßigen Teilnahme am Seminar sowie zur gründlichen vorbereitenden Lektüre – auch englischsprachiger Literatur – wird ebenfalls vorausgesetzt.
Grundkenntnisse in Organisationssoziologie werden vorausgesetzt. Dazu dienen kann:
- das Buch "Organisationen – eine sehr kurze Einführung" von Stefan Kühl (kostenlos aus dem Uninetz bei SpringerLink downloadbar)
- die ersten neun Vorlesungen von Stefan Kühl des WS 2011-2012: Einführung in die Organisationssoziologie (im Unirekorder der Universität abrufbar).
Luhmann, Niklas, 1991: Interaktion, Organisation, Gesellschaft. In: Ders.: Soziologische Aufklärung 2. Aufsätze zur Theorie der Gesellschaft, S. 9–20.
Luhmann, Niklas, 1964: Funktionen und Folgen formaler Organisation. Duncker & Humblot.
Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.1 | |||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.2.3 (DPO02); 2.1.1 | Wahl | HS | |||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 6.1; Modul 6.2; Modul 6.3 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) |