In den Texten der Gegenwartsliteratur jüngeren Datums tritt der Typus des von der Mehrheitsgesellschaft gebrandmarkten Außenseiters häufig auf. Vor allem in den späteren 1990er Jahren behandelt die mit einem so problematischen Genre bezeichnete „Migrationsliteratur“ diese Figur in anderen Erscheinungsformen als die, welche man etwa bei Thomas Mann und Franz Kafka kennt. Begonnen hat Feridun Zaimoglu mit seinem Buch "Kanak Sprack". „Kanak“ bezeichnet provozierend Deutsche, die eigentlich keine Deutschen sind. Und beschreibt die in Folge von Migration entstandene Generation der nicht-deutschen Deutschen, d.h. der Menschen, die von der Mehrheitsgesellschaft zu Außenseitern erklärt werden. Künstlerisch wird mit diesem Text die ,hybride‘ Figur neu erschaffen und zugleich auf aktuelle gesellschaftspolitische Diskussionen über Globalisierung, Migrationsbewegungen und den Alltag einer multikulturellen Gesellschaft, die sich nicht als eine solche betrachtet, reflektiert.
Das Phänomen des Lebens zwischen den Kulturen ist nahezu zu einem Hauptcharakteristikum solcher Texte geworden. Doch dieser Eindruck täuscht zum Teil. Texte dieses Genres greifen nicht nur die politische Multikulturalismus-Debatte auf, sondern kritisieren, kommentieren und parodieren die Selbstreflexivität einer Gesellschaft im Globalisierungszeitalter und gestalten den Diskurs darüber. Die Figur des Außenseiters agiert unter diesem Vorzeichen. So ist das Ziel des Seminars, solche Figuren und Handlungen zu analysieren und zu versuchen, sie in verschiedenen Texten in Bezug zueinander zu stellen. Dieses Ziel soll methodisch in der Analyse des Erzähltextes durch narratologisches Instrumentarium eingebettet werden.
Theoretisch wird aus den Ansätzen der Cultural Studies der Postcolonial Turn zugrunde gelegt, und zwar in Folge der dekonstruktivistischen Wende Jacques Derridas. Die Hauptvertreter des postcolonial turn (Edward Said, Gayatri Chakravorty Spivak und Homi K. Bhabha) haben das postkoloniale Vokabular und Denken von marxistischen Theorien abgelöst und postmoderne Ansätze eingeleitet. Innerhalb dieses turn bildet die argumentative Säule das Konzept des Dekonstruktivismus im Sinne Jacques Derridas. Das auf Differenzen beruhende Konzept führt zu der Theorie, die Identität des einen durch das ausgeschlossene Andere zu konstituieren.
Fähigkeit zur literaturwissenschaftlichen Textanalyse
Text- und Materialkenntnisse bereits vor dem Seminarbeginn
Grundkenntnisse der germanistischen Literaturwissenschaft
Lektüre zur Anschaffung:
Kara, Yadé: Selam Berlin. Roman. Zürich 2004 (Erstauflage 2003).
Kara, Yadé: Café Cyprus. Roman. Zürich. 2010. (Erstausgabe 2008)
Madjderey, Abdolreza: Emigration. In: Irmgard Ackermann (Hg.): In zwei Sprachen leben. Berichte, Erzählungen, Gedichte von Ausländern. Deutscher Taschenbuch Verlag. München 1983.
(Hierbei handelt es sich um ein kleines Gedicht. Hinzu ziehen möchte ich zwei Kapitel aus SAID: In deutschland leben, München 2004, S. 25-35 und S. 111-127. Berücksichtig sollen hier vor allem die Aspekte der "Sprache" und der "Identität".)
Zaimoglu, Feridun: Kanak Sprak. 24 Mißtöne vom Rande der Gesellschaft. Hamburg 2007. (Erstausgabe 1995)
Zaimoglu, Feridun: Abschaum – Die wahre Geschichte von Ertan Ongun. 2003. (Erstausgabe 1997)
Texte zur Theorie und Forschung
Bachmann-Medick, Doris: Cultural turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Dritte neu bearbeitet Auflage. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt. 2009. (Erstausgabe 2006)
Martinez, Matias; Scheffel, Michael: Einführung in die Erzähltheorie. 7. Aufl. München 2007.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2G | 2/5 | |||
Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2G | 2/5 | ||||
Germanistik (GHR) / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2G | 2/5 | |||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2G | 2/5 |
Alle Texte müssen vor dem Seminarbeginn gelesen worden sein. Kenntnisse der Texte sind Voraussetzung zur Teilnahme.
Regelmäßige Teilnamhe an allen Sitzungen des Blockseminars
Aktive Teilnahme am Seminar: durch Teilnahme an Diskussionen und Analysen
gegebenenfalls Referate und Hausarbeiten