250055 Einführung in die Sequenzanalyse qualitativer Interviews, Gruppendiskussionen und Gespräche mit Hilfe der objektiven (strukturalen) Hermeneutik (S+Ü) (WiSe 2017/2018)

Inhalt, Kommentar

Das zentrale Ziel des Seminars ist es, Ihnen als Studierenden zum Einen eine Einführung in die methodologischen und forschungsmethodischen Grundlagen der Sequenzanalyse anhand der Objektiven Hermeneutik von Ulrich Oevermann zu geben. Zum Anderen werden an konkreten Anwendungsbeispielen die dazugehörigen Techniken der Auswertung von Texten vermittelt. Bei den Texten handelt es sich um ausgewählte Passagen aus leitfadengestützten qualitativen Interviews, aus Gruppendiskussionen und aus Gesprächen. Die Sequenzanalyse folgt aufgrund der Beschaffenheit der hier vorliegenden Erhebungsdaten exakt der zeitlichen Abfolge des Geschehens beim Interview, bei der Diskussion oder beim Gespräch. Es wird also beispielsweise in kleinen Analyseschritten der Prozess der Gestaltung von Interaktionen zwischen den TeilnehmerInnen der Gruppendiskussion untereinander bzw. die daraus entstehenden Textproduktionen rekonstruiert. Dabei werden einzelne transkribierte Sprecheinheiten (z.B. Wörter, Satzteile, ganze Sätze der abgelaufenen Diskussion zu einem vorgegebenen Thema) Zug um Zug interpretiert. Dieses Vorgehen verhindert, dass einzelne Aussagen willkürlich aus ihrem Kontext heraus gerissen werden und ihnen auf dieser Grundlage ein anderer Sinngehalt zugewiesen wird. Die von den AuswerterInnen produzierten Deutungen einer Textpassage nennt man "Lesarten".

Welche der jeweils sukzessive produzierten Lesarten angemessen sind und welche falsifiziert werden müssen, wird im Lichte der darauf folgenden Diskussionsbeiträge der TeilnehmerInnen entschieden, so dass sich schließlich am Ende der ausgewählten Textsequenz bzw. des dazugehörigen Interpretationsprozesses aus den dann verbleibenden Lesarten eine Hypothese über die "Botschaft" bzw. den Sinn formulieren lässt, welcher der Passage aus der Gruppendiskussion oder aus dem Interview oder aus dem Gespräch zugrunde liegt.

Das Erkenntnisziel der Auswertung besteht also darin, die verinnerlichten regelhaften soziokulturellen Muster der Akteure - z.B. der TeilnehmerInnen einer Gruppendiskussion - aus ihren Beiträgen zu einem Thema zu rekonstruieren.

Diese aufgedeckten Wahrnehmungs-, Deutungs- und Handlungsmuster werden auch als latente Sinnstrukturen bezeichnet, weil sie durch Sozialisationsprozesse derart tief verankert sind, dass sie gleichsam "hinter dem Rücken der Akteure" wirken, d.h. ohne dass sie den miteinander kommunizierenden Personen in ihrem alltäglichen Handeln intentional bewusst sind (Ulrich Oevermann spricht in diesem Zusammenhang sogar von einem "sozialen Unbewussten").

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Master of Arts: Voraussetzung ist die Einschreibung im Master of Arts Erziehungswissenschaft

Literaturangaben

Becker-Lenz, Roland u.a. (Hrsg.) (2016): Die Methodenschule der Objektiven Hermeneutik. Eine Bestandsaufnahme. Wiesbaden: Springer VS.
Garz, D./Kraimer, K. (Hrsg.) (1994): Die Welt als Text. Theorie, Kritik und Praxis der objektiven Hermeneutik. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Kleemann, Frank/Krähnke, Uwe/Matuschek, Ingo (2013): Interpretative Sozialforschung. Eine praxisorientierte Einführung. Mit CD-ROM bzw. Online-Zusatzmaterial, 2. Aufl. Wiesbaden: Springer VS: Kap. 4: Objektive Hermeneutik, S. 111-152.
Oevermann, Ulrich (2000): Die Methode der Fallrekonstruktion in der Grundlagenforschung sowie der klinischen und pädagogischen Praxis. In: Kraimer, K. (Hrsg.): die Fallrekonstruktion. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, S. 58-153.
Przyborski, Aglaja/Wohlrab-Sahr, Monika (2014): Qualitative Sozialforschung. Ein Arbeitsbuch. 4. Aufl. München: Oldenbourg, darin: Kap. 5.3: Objektive Hermeneutik, S. 246-277.
Reichertz, Jo (1997): Objektive Hermeneutik. In: Hitzler, R./Honer, A. (Hrsg.): Sozialwissenschaftliche Hermeneutik. Eine Einführung. Opladen: Leske + Budrich, S. 31-56.
Wernet, Andreas (2009): Einführung in die Interpretationstechnik der Objektiven Hermeneutik. 3. Aufl. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Lehrende

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Fachzuordnungen

Modul Veranstaltung Leistungen  
25-ME3 Forschungsprojekt E2: Angewandte Forschungsmethoden der quantitativen/ qualitativen Sozialforschung Studienleistung
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25-ME3-IT Forschungsprojekt E2: Angewandte Forschungsmethoden der quantitativen/ qualitativen Sozialforschung Studienleistung
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Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.


Studienleistung:
Interpretation und Analyse von Textsequenzen in Form von Gruppenarbeiten (Übungen), die in einigen ausgewählten Seminarsitzungen anzufertigen und zu protokollieren sind.

Lernraum (E-Learning)

Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen:

registrierte Anzahl: 34
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eKVV Teilnahmemanagement:
Bei dieser Lehrveranstaltung wird das eKVV-Teilnahmemanagement genutzt.
Die Teilnahmebestätigung erfolgt per Passworteingabe.
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Teilnahmebegrenzung:
Begrenzte Anzahl Teilnehmer*innen: 40
Adresse:
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Reichweite:
10 Studierende direkt per E-Mail erreichbar
Hinweise:
Weitere Hinweise zu den E-Mailverteilern
Letzte Änderung Grunddaten/Lehrende:
Freitag, 22. September 2017 
Letzte Änderung Zeiten:
Mittwoch, 30. August 2017 
Letzte Änderung Räume:
Mittwoch, 30. August 2017 
Art(en) / SWS
S+Ü / 2
Einrichtung
Fakultät für Erziehungswissenschaft
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