Thema
Die Konventionenökonomik ist ein Ansatz, der ursprünglich in den französischen Wirtschaftswissenschaften entworfen worden ist, sich inzwischen aber, vor allem dort, auch großer Beliebtheit in den Sozialwissenschaften erfreut. Mit Hilfe dieses Ansatzes soll eine realistische Beschreibung wirtschaftlichen Handelns ermöglicht werden, in Abkehr von der strikten neoklassischen Sichtweise von Wirtschaft, die bisher vorherrschend in dieser Disziplin war. Dazu legt sie ihren Untersuchungsschwerpunkt auf Konventionen und deren Rolle bei der Herausbildung und Gestaltung wirtschaftlichen Handelns.
Ähnlich wie die Netzwerktheorie, ist die Konventionenökonomik ein Ansatz von mittlerer Erklärungsreichweite, der jedoch, anders als diese, nicht von strukturellen, also makrotheoretischen Betrachtungen ausgeht, sondern vom Handeln einzelner Akteure und kleiner Gruppen von Akteuren, also eine Mikrofundierung hat. Eine der Wurzeln dieser Theorie ist die Soziologie Émile Durkheims.
Außerdem zeichnet sich die Konventionenökonomik durch ein Akteursmodell aus, das eine Zwischenstellung zwischen methodologischem Individualismus und methodologischem Holismus bezieht, um so die Defizite der anderen Modelle, die sie als gegeben ansieht, zu überwinden. Akteure erhalten in der Konventionenökonomik interpretative Kompetenzen zugesprochen, die erforderlich sind, um unvollständige Situationen zu komplettieren, um die Anwendungsbedingungen von Regeln und, allgemeiner, Institutionen zu deuten. Im Konzept der interpretativen Rationalität sind diese Fähigkeiten der Akteure zusammengefaßt.
Das Komplement, das Akteure für diese interpretative Tätigkeit heranziehen, sind Konventionen. Man kann sie bezeichnen als situativ zur Verfügung stehende „Handlungsgrammatiken“ für die zu koordinierende Interaktion, als „Evaluationsrahmen“ für die Bewertung von Objekten und Personen. Menschen, Handlungen und Objekte können durch den Bezug auf Konventionen vernetzt werden; die interpretative Rationalität des Individuums wird ergänzt durch den Bezug auf Konventionen. Konventionen müssen dabei einerseits als Interpretationsrahmen zunächst zur Verfügung stehen; andererseits werden sie durch Interaktionen der Individuen auch hervorgebracht.
Ziel und Inhalt des Seminars
Die Konventionenökonomik ist ein Ansatz, der erst langsam rezipiert wird, sich aber zunehmender Verbreitung und steigender Popularität erfreut. Es ist ein innovativer Ansatz, der geeignet ist, das Spektrum der Wirtschaftssoziologie entscheidend zu bereichern. Diesen Ansatz vorzustellen und den Studierenden zugänglich zu machen, ist das Ziel des Seminars.
Das Seminar wird die Theorie detailliert vorstellen. Es wird sie in den Kanon der wirtschaftssoziologischen Theorien einordnen und sie gleichzeitig von ihnen abgrenzen. Einen thematischen Schwerpunkt des Seminars sollen dabei die Konventionen der Erwerbsarbeit bilden und die Frage, ob ein Wandel der Konventionen der Erwerbsarbeit feststellbar ist.
Vorkenntnisse
Die Studierenden sollten mit den Theorien und den Akteursmodellen der Wirtschaftssoziologie und den in diesem Rahmen diskutierten wirtschaftswissenschaftlichen Theorien und Modellen gut vertraut sein. Zusätzliche Kenntnisse in der Arbeitssoziologie wären erfreulich.
Teilnahmevoraussetzungen
Es werden keine Anwesenheitslisten geführt. Voraussetzung für die Teilnahme ist allerdings unterschiedslos für alle, dreimal im Semester zu festgelegten Terminen eine Kurzzusammenfassung von zwei bis drei Seiten über die Themen der vergangenen Sitzungen zu verfassen. Für MA-Studierende knüpft sich daran auch der Erwerb der Punkte für aktive Teilnahme.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Pädagogik / Erziehungswissenschaft / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2008) | H.S.2; H.S.3 | Wahl | ||||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.4.4 | |||||
Soziologie / Master | (Einschreibung bis SoSe 2012) | Modul 2.3 | Wahl | 3 | (bei Einzelleistung 3 LP zusätzlich) |
Aktive Teilnahme
siehe unter Teilnahmevoraussetzungen
Leistungsnachweise
Einzelleistungen und sonstige Leistungsnachweise können in Form einer Hausarbeit erbracht werden.