In der Ringvorlesung "Ambivalenzen des Kinderschutz - theoretische und empirische Perspektiven auf aktuelle Präventions- und Kinderschutzpolitiken" stellen Forscher*innen der Universität Bielefeld und von außerhalb in einer 14-tägig stattfindenden Vortragsreihe Ergebnisse aktueller Forschungsprojekte zum Thema zur Diskussion. Der genaue Ablaufplan wird in Kürze veröffentlicht.
Der Schutz von Kindern steht seit einiger Zeit verstärkt im öffentlichen Interesse: Die mediale Skandalisierung von spektakulären Kindesmisshandlungsfällen und die öffentlichen Debatten um die Versäumnisse sozial-administrativer Bemühungen beim Schutz der von Kindern sind Ausdruck einer neuen Sorge um den Schutz von Kindern. Dabei kann Kindesschutz in einem doppelten Sinne verstanden werden: Während der Begriff im engeren Sinne „den Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung, der sich auf den Schutz vor konkret drohenden Gefahren“ (BJK 2016) bezeichnet, verweist er im weiteren Sinne auf „alle Maßnahmen, die ein gesundes und gewaltfreies Aufwachsen von Kindern ermöglichen und fördern sollen“ (ebd.). Die neue Sorge um den Schutz von Kindern zeigt sich also nicht nur in der veränderten jugendamtlichen Kinderschutzpraxis sondern auch in generalpräventiv ausgerichteten Maßnahmen,wie etwa die verbindliche Implementierung von Früherkennungsuntersuchungen, von lokalen sozialen Frühwarnsystemen oder sog. „Präventionsketten“ nieder.
In dieser Ringvorlesung soll aus verschiedenen theoretischen und empirischen Perspektiven aktuelle Präventions- und Kinderschutzpolitiken auf der organisatorisch-professionellen Ebene, der politisch-rechtlichen Ebene sowie der Ebene des gesellschaftlichen Umgangs beleuchtet werden. So hat sich in den letzten Jahren eine intensive wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema „Kinderschutz und Prävention“ herausgebildet, welche auch in einer Vielzahl von empirischen Forschungsprojektenmanifestiert, die die „Neue Sorge um das Kindeswohl“ in den Blick nehmen. Mit dieser Ringvorlesung wollen wir den Versuch unternehmen auf der Basis unterschiedlicher empirischer und theoretischer Zugänge den gesellschaftlichen Umgang mit Kinderschutz- und Präventionspolitiken im engen und im weiten Sinne sowie deren Ambivalenzen und Paradoxien zu beschreiben. Wir gehen dabei davon aus, das die „Neue Sorge um das Kindeswohl“ – sei es auf der Ebene der konkreten Ausübung und organisationalen Verfasstheit des staatlichen Wächteramts, des präventionspolitischen Zugriffs auf Kinder und deren Familien oder der Formulierung und Umsetzung staatlicher Politiken mit Ambivalenzen verknüpft sind, die sich auf den unterschiedlichen Ebenen je spezifisch bemerkbar machen.
Die Termine der Ringvorlesung im Einzelnen:
"Kinderschutz als sozialpädagogische Praxis?" Prof. Dr. Holger Ziegler I Universität Bielefeld 08.11.2017 I 16.00-18.00 Uhr I Hörsaal 12
"Widersprüche des Kinderschutzes am Beispiel stationärer Mutter-Kind-Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe" Dr.in Marion Ott I Goethe Universität Frankfurt am Main 29.11.2017 I 16.00-18.00 Uhr I Hörsaal 13
"Das Kindeswohl als Grenzobjekt - ein Rechtsbegriff und seine Auslegung zwischen den juristischen und pädagogischen Professionen" Prof.in Dr. Kirsten Scheiwe I Universität Hildesheim 06.12.2017 I 16.00-18.00 Uhr I Hörsaal 13
"Über das Kindeswohl entscheiden" Prof. Dr. Timo Ackermann I ASFH Berlin 13.12.2017 I 16.00-18.00 Uhr I Hörsaal 13
"Kooperation und Vernetzung im Kinderschutz – Ambivalenzen und Paradoxien" Dr. Hannu Turba I Universität Kassel 10.01.2017 I 16.00-18.00 Uhr I Hörsaal 13
"Ambivalenzen digitaler Dokumentation- und Steuerung im Kinderschutz" Dr.in Stefanie Büchner I Universität Bielefeld 17.01.2018 I 16.00-18.00 Uhr I Hörsaal 13
"Normative Paradoxien des Kindeswohlprinzips" Prof. Dr. Ferdinand Sutterlüty I Goethe Universität Frankfurt am Main 24.01.2017 I 16.00-18.00 Uhr I Hörsaal 13
Die Ringvorlesung richtet sich an Studierende und Mitarbeiter aller Fakultäten und Fachrichtungen sowie alle am Thema Interessierten. Personen welche beruflich im Bereich des Kinderschutzes tätig sind herzlich willkommen.
Ausschließlich für Studierende der fachwissenschaftlichen MA Erziehungswissenschaft besteht die Möglichkeit im Rahmen des begleitenden Seminars (Veranstaltungsnummer: 250408) studiumsrelevante Leistungen zu erbringen.
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Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen:
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