Die Schüsse der Kosaken, die an dem kalten Sonntagmorgen des 9. Januar 1905 in St. Petersburg fielen, trieben die "Chimäre der russischen Revolution" (O. Mandelstam) aus ihrem Versteck. Die niedergestreckte Arbeiterprozession leitete eine Welle von Unruhen ein, die das russische Imperium zwei Jahre lang in Atem hielten. Der "Blutsonntag" in der Hauptstadt, Krawalle an den Rändern des Reiches, terroristische Anschläge, meuternde Matrosen auf dem Panzerkreuzer "Potemkin", Judenpogrome, die lichterloh brennenden Adelsgüter auf dem Land - die Tage der Freiheit und Anarchie im Zarenreich. Und mitten drin, zwischen den tobenden Studenten, den Berufsrevolutionären, dem städtischen Mob und den Bauern, eine erbittert debattierende Gesellschaft. Die ewige Frage der russischen Intelligenzija: "Was tun?" Die Furie hatte sich später gelegt. Der Geist des Aufstandes wurde vertrieben, nach Sibirien verbannt oder kaltblütig hingerichtet. Doch nun war im Imperium nichts mehr so, wie es einmal vorher war!
Was brachte die Menschen dazu, auf die Straße zu gehen und sich mit den "Waffen des kleinen Mannes" gegen die Autokratie zu stellen? Wie deuteten die Zeitgenossen die nicht enden wollenden Unruhewellen? Welche Hoffnungen verbanden sie mit den Ereignissen und welche Ängste hatten sie? Apokalypse oder konforme 'Bürgerlichkeit'? Welche Perspektiven sahen sie in der gescheiterten Revolution? Diese Übung möchte die Revolution weder erzählen noch rational erklären. Vielmehr geht es hier darum, 1905 anhand von zeitgenössischen Quellen (in deutscher und englischer Sprache) zu begreifen, zu verstehen. Zu Wort kommen sollen die Beobachtungen von Intellektuellen wie Ossip Mandelstam oder Maxim Gorki, die Statements der Revolutionäre Lenin, Trotzki, Kerenski, die 'heldenhaften' Selbstinszenierungen der liberalen Bürokratie, die Tagebücher des Zaren und, vor allem, Briefe, Berichte und Erinnerungen der einfachen Leute.
Die Übung kann ergänzend zum Kurs von Christian Noack "Revolution von 1905" oder als eine eigenständige Veranstaltung besucht werden.
Manfred Hildermeier, Die Russische Revolution: 1905-1921, Frankfurt am Main 1989; Orlando Figes, Die Tragödie eines Volkes: Die Epoche der Russischen Revolution 1891 bis 1924, Berlin 1998 [v.a. Kapitel 5: Erstes Blut]
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Do | 10-12 | unveröffentlicht | 14.04.-21.07.2005 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Frauenstudien | (Einschreibung bis SoSe 2015) | ||||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe I | A3; B1; B2; C2 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichte / Lehramt Sekundarstufe II | A3; B1; B2; C2 | Wahlpflicht | GS und HS | ||||
Geschichtswissenschaft / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | 3.2.6; 2.1.2 | Wahlpflicht | 4 | benotet | |
Geschichtswissenschaft (Hauptfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS | |||||
Geschichtswissenschaft (Nebenfach) / Magister | Wahlpflicht | GS und HS |