230549 Literatur, Leben, Rausch. Opioide in der Literaturwissenschaft (S) (SoSe 2018)

Inhalt, Kommentar

„Opioide sind ein Trend“ titelt ein Welt Online Artikel vom 03. Juli 2017, der das häufige ärztliche Verschreiben der starken Schmerzmittel kritisch beurteilt. „Schmerzhaft ungerecht“ ist der Titel eines Kommentar-Artikels der Zeit, der das Fehlen adäquater Menge der Schmerzmittel in Entwicklungsländern anprangert. Die beiden Artikel verdeutlichen auf den ersten Blick die janusköpfige Dichotomie, die Opioiden inhärent ist: zum einen sind sie als Schmerzmittel in der modernen Medizin unabdinglich, zum anderen sind sie für Patienten bzw. Konsumenten gefährlich, da sie hochgradig abhängig machen können und als Rauschmittel im Kontext illegaler Drogenproblematiken seit jeher negativ konnotiert sind.

In der Literatur lässt sich eine Genealogie beschreiben, die sich thematisch mit Opioiden befasst und sich ab dem frühen 19. Jahrhundert entwickelt: von Thomas De Quinceys Confessions of an English Opium-Eater (1821/22) aus dem frühindustriellen England, über Claude Farrères Fumée d’opium (1904) der Belle Époque, den Zwischenkriegs-Werken Diary of a Drug Fiend (1922) von Aleister Crowley und Opium. Journal d’une désintoxication (1930) von Jean Cocteau, sowie den Werken Junky (1953) und Naked Lunch (1959/ 1962) von William S. Burroughs, bis zu Ann Marlowes how to stop time: heroin from A to Z der US-amerikanischen Digitalkultur der 1990er. Diese Genealogie kann man um Werke wie Paul Bonnetains L’opium (1886), Henri Guimbails Les morphinomanes (1891), Hans Falladas Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein (1944) sowie Tomasz Piąteks Heroina (2002) und Szczepan Twardochs Morphin (2014) erweitern. Texte von Lord Byron, John Keats, Edgar Allen Poe, Albert de Pouvoirville sowie Antonin Artaud und Jörg Fauser ließen sich ebenfalls ergänzen und verdeutlichen die vielfältige Thematisierung von Opioiden in der Literatur.

Im Seminar werden ausgewählte Texte bzw. Textauszüge der Genealogie gelesen und dabei wird das Verhältnis von Literatur und Wissen im Kontext von Literatur als Lebenswissen beleuchtet. Literatur wird dabei – im Sinne einer lebenswissenschaftlich orientierten Literaturwissenschaft – als ein Speichermedium von Lebenswissen verstanden, das Modell von Lebensführung simuliert und assimiliert sowie skizziert und verdichtet. Lebensformen, -weisen und –praktiken – auch auf Ebene von Habitus und life style – setzen immer ein spezifisches Lebenswissen voraus. Anhand von Texten der literarischen Opioid-Genealogie wird verflechtungsgeschichtlich untersucht, wie die enthaltenen (Lebens-) Wissensbestände sich entwickeln und wie sie sich auf die literarische Form auswirken. Im Seminar wird die Eigenart der Opioid-Literatur untersucht, die (Lebens-) Wissensbestände und deren Verflechtung herausarbeitet und somit die Entwicklung in einem Zeitraum von über 180 Jahren beleuchtet.

Teilnahmevoraussetzungen, notwendige Vorkenntnisse

Keine Vorkenntnisse notwendig, außer guter Englischkenntnisse.

Literaturangaben

Theorie-Texte:
ETTE, Ottmar [2010]: Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft. Eine Programmschrift im Jahr der Geisteswissenschaften, in: Literaturwissenschaft als Lebenswissenschaft – Programm – Projekte – Perspektiven, hrsg. von Wolfgang Asholt und ders., Tübingen; S. 11-38.
WERBERGER, Annette [2012]: Überlegungen zu einer Literaturgeschichte als Verflechtungsgeschichte, in: Kulturen in Bewegung – Beiträge zur Theorie und Praxis der Transkulturalität, hrsg. von Dorothee Kimmich und Schamma Schahadat, Bielefeld; S. 109-141.

Auswahl literarischer Texte (konkrete Lektüre wird im Seminar gemeinsam besprochen):
William S. Burroughs - Naked Lunch (1959/ 1962)
William S. Burroughs - Junky (1953)
Jean Cocteau - Opium. Journal d’une désintoxication (1930)
Aleister Crowley - Diary of a Drug Fiend (1922)
Thomas De Quincey - Confessions of an English Opium-Eater (1821/22)
Hans Fallada - Sachlicher Bericht über das Glück, ein Morphinist zu sein (1944)
Claude Farrère - Fumée d’opium (1904)
Ann Marlowe - how to stop time: heroin from A to Z
Tomasz Piątek - Heroina (2002)
Szczepan Twardoch - Morphin (2014)
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23-LIT-LitBM2 Basismodul 2: Literaturtheorie und Ästhetik Systematische Fragen der Literaturwissenschaft Studienleistung
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23-LIT-LitP2 Vergleichende Literaturwissenschaft Intertextualität und Übersetzung Studienleistung
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23-LIT-LitP3 Allgemeine Literaturwissenschaft (Literaturtheorie) Fragen der Texttheorie und Textkonstitution Studienleistung
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Literaturtheorie und Ästhetik Studienleistung
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Probleme der Allgemeinen Literaturwissenschaft Studienleistung
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Seminar mit Lektüreschwerpunkt Studienleistung
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Art(en) / SWS
S / 2
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Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft
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