230077 Wissensaushandlung in der Interaktion (S) (SoSe 2021)

Inhalt, Kommentar

In natürlichen Interaktionen ist die Aushandlung von lokal relevantem Wissen Basis für eine gelungene Verständigung. Vor allem in institutionellen Kommunikationsformen kann die Aushandlung und der Austausch von Wissenselementen aber auch globalen Kommunikationszielen dienen.
In diesem Seminar sollen die Verfahren untersucht werden, mit denen Interaktionspartner auf lokaler und globaler Ebene Wissens-Zustände aushandeln und sich entsprechende Wissens-Ansprüche gegenseitig anzeigen bzw. zuschreiben, das sog. epistemic stance taking (Heritage 2012a/b; Drew 2018).

Verschiedenste linguistische und gesprächsanalytische Ansätze nehmen Aspekte der Wissensaushandlung in den Blick: Während etwa die Konzepte der Polyphonie (Ducrot 1984) oder der kommunikativen Regreßpflicht (Heger 1976) vor allem die Sprecherperspektive fokussieren („in wessen Namen geschieht Sprechen, wer übernimmt jeweils Verantwortung für das Gesagte“) und sich weitgehend auf die Ebene einzelner Propositionen beschränken, erweitert das gesprächsanalytische Konzept des epistemic stance den Blick auf die interaktive Aushandlung von Verantwortung für das Geäußerte entsprechend der wechselseitigen Zuschreibung von Wissens-Zuständen durch die Gesprächsbeteiligten:
"Stance-taking is essentially interactively organized. It is an emergent interactive activity, an interactional practice engaged in by coparticipants in conversation, rather than an isolated mental position of an individual speaker. Displaying stance is engendered by what happens between the coparticipants in prior discourse […]." (Kärkkainen 2003, 16)
Für die Beschreibung und Interpretation der Verfahren zur Darstellung eines epistemischen Anspruches gegenüber der eigenen Aussage nimmt die Gesprächsanalyse die sequentielle Verankerung dieser Verfahren im konkreten Interaktionskontext in den Blick. Sie betrachtet also die sprachlich und paraverbal im Gespräch zum Ausdruck gebrachte Sprecherhaltung zu dem Geäußerten in Zusammenhang mit fundamentalen gesprächskonstituierenden Methoden und ihren sequentiellen Implikationen und ermöglicht auf diese Weise die Analyse lokal eingesetzter einzelsprachlicher Techniken (wie direkte/indirekte Rede, Modusgebrauch, Abtönung oder Vagheitsindikation) als Elemente komplexerer konversationeller Verfahren.
Im Seminar werden wir an Gesprächsausschnitten aus Alltagsgesprächen und aus Arzt-Patient-Gesprächen, aber auch an Beispielen aus computervermittelten synchronen und asynchronen Kommunikationsformen versuchen, die verschiedensten Facetten dieser Verfahren mittels verschiedener Ansätze zu identifizieren, zu beschreiben und in ihrem sequentiellen Kontext zu analysieren.

Literaturangaben

Ducrot, Oswald (1984): Le dire et le dit, Paris.
Drew, Paul (2018): Epistemics in social interaction. Discourse Studies, Vol. 20(1), 163-187.
Gévaudan, Paul (2008): „Das kleine Einmaleins der linguistischen Polyphonie“, in: Philologie im Netz 48, 1-10. URL: http://web.fu-berlin.de/phin/phin43/p43t1.htm.
Heritage, John (2012a), „Epistemics in Action: Action Formation and Territories of Knowledge”, in: Research on Language and Social Interaction, 45(1), 1–29.
Heritage, John (2012b): „The epistemic Engine: Sequence Organization and Territories of Knowledge”, in: Research on Language and Social Interaction. , 45(1), 30-52.
Heger, Klaus (1976): Monem, Wort, Satz und Text, Tübingen: Niemeyer.
Jucker, Andreas H. / Smith, Sara W. / Lüdge, Tanja (2003), „Interactive aspects of vagueness in conversation”, in: Journal of Pragmatics 35, 1737-1769.
Kärkkäinen, Elise (2003): Epistemic stance in English conversation : a description of its interactional functions. (Pragmatics & Beyond, New Series, 115), Amsterdam: John Benjamins Publishing Co.

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Linguistik: Kommunikation, Kognition und Sprachtechnologie / Master (Einschreibung bis WiSe 19/20) 23-LIN-MaIL; 23-LIN-MaGA Wahlpflicht 2. 3. 4. 3 benotet  

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