220122 Kunst und Klima (S) (WiSe 2021/2022)

Im Seminar soll der Versuch unternommen werden, anhand von einschlägigen, künstlerischen Positionen von den 50er Jahren bis heute einem Umweltlich-Werden von Kunst, ihrem Eingelassen-Sein in relationale und materielle Prozesse der Veränderung, der Transformation, aber auch der Verflechtung von menschlichen Praktiken und environmentalen Agencies nachzugehen. Mit Buckminster Fuller und Joseph Beuys sind zwei frühe Vertreter benannt, die, vor dem Hintergrund einer Kapitalismuskritik ein neues Material- und Energiedenken eingefordert haben, eines, das nicht nur prozessual funktioniert, sondern ökologisch fundiert ist. Vor allem aber rückt mit den Schriften und Arbeiten Robert Smithsons eine relationale Existenzweise von Kunst ins Zentrum, durch die Innen- und Außenräume verschränkt werden und die in den Earth Works schließlich zu nicht-anthropozentrischen Zeit-Raum-Gefügen führt. Während die Objekte der Minimal Art den Umraum der Galerie/des Museums thematisierte, arbeiten die Projekte der Land-Art-Künstler*innen mit den Bedingungen des außer-musealen Milieus zusammen.
Ausgehend von Arbeiten, bei denen die materiale Beschaffenheit des Bildträgers die Ästhetik des Bildes mitbestimmt, legt das Seminar den Schwerpunkt auf die Agency von klimatischen Materialien wie Luft, Staub, Strahlung, Mikro-Organismen: anhand der Arbeiten von Asad Raza auf die Prozesse, die sich im organischem und nichtorganischem Material der Erde im geophysikalischen Sinne abspielen und die der Künstler als „neo-soil“ untersucht. Oder anhand der Arbeiten von Sarrazeno, in denen der Künstler mit Spinnen zusammenarbeitet, oder aber anhand der „Berliner Pfütze (2020)“ von Kirsten Pieroth, die dieses zumeist unbeachtet bleibende Wasser-Überbleibsel im Stadtraum als ein zumeist unbeachtetes und doch substantielles und lebenserhaltendes Element in den Blick nimmt.