230422 Die periphere Moderne: das 20. Jh. in der lateinamerikanischen Literatur (S) (SoSe 2022)

Inhalt, Kommentar

Die Moderne versteht sich als eine Epoche fundamentalen Umbruchs, deren Tendenz der Verweltlichung die vielfältigen Revolutionen auf den Gebieten der Wissenschaft, der Gesellschaft, der Wirtschaft u.a. seit dem 18. Jh. ausgelöst hat. Dieser tiefgreifende Wandel vollzieht sich auf der Grundlage des Fortschrittsglaubens und der Erwartung einer stetig sich verbessernden Zukunft. Das dekoloniale Denken in Lateinamerika zeigt dabei auf, dass die Moderne sich nicht von einer europäischen Heimstätte auf die ehemaligen Kolonien ausgedehnt hat, sondern dass sie sich aus der kolonialen Konstellation von Zentrum und Peripherie entfaltete. Sie entwickelte sich mit anderen Worten aus der Erfahrung einer planetarischen Welt, die historisch erstmals als universal zu verstehen war, und die als die wahrhaft Neue Welt zur Geltung kommen konnte. In ihr fand die Moderne den Raum, die Geschichte im Sinne einer allgemeinen Zukunft der Menschheit zu gestalten.
Die Frage, die sich das Seminar stellt, ist wie sich die Erfahrung der Moderne in den postkolonialen Gesellschaften Lateinamerikas im 20. Jh. gestaltete. Die Literatur ist wie keine andere Diskursart geeignet, diese Frage zu diskutieren, denn als künstlerische Aussageweise verpflichtet sie sich weniger der Unterhaltung als vielmehr der Reflexion und der ästhetischen Erfahrung grundlegender Themen und Probleme, die die jeweilige Gesellschaft bewegen. Im Hinblick auf die sog. periphere Moderne steht dabei die Auseinandersetzung mit dem Phänomen einer für Lateinamerika eigentümlichen Verschränkung und Verflechtung von Moderne und Vor-Moderne im Vordergrund. Was als unvollständige Moderne erscheint, stellt sich als ein unentschiedener Zwischenraum dar, in dem sich unterschiedliche und gar gegensätzliche Kulturen und Episteme hybride Verknüpfungen eingehen. Literarischen Ausdruck fand diese Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen u.a. in der Form des sog. magischen Realismus. Hieran anknüpfend wurde in Lateinamerika nicht zuletzt die Literatur der Postmoderne vorweggenommen, die das Scheitern des modernen Zukunftsentwurfs zum Gegenstand hat.
An ausgewählten Texten von Autor*innen wie Jorge Luis Borges, Gabriel García Márques, Elena Garro und anderen soll die lateinamerikanische Erfahrung der Moderne im 20. Jh. exemplarisch untersucht und diskutiert werden.

Literaturangaben

Empfohlene Literatur zur Einführung:
Sarlo, Beatriz (1996): Una modernidad periférica: Buenos Aires 1920 y 1930. Buenos Aires: Ediciones Nueva Visión
Beverley, John; Aronna, Michael; Oviedo, José (eds.) (1995): The Postmodernism Debate in Latin America. Durham: Duke University Press

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