300062 Werte und Interessen (Ü) (SoSe 2007)

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Die Veranstaltung bearbeitet die Frage nach den Kriterien, mittels derer politische Systeme rekursive Kommunikation betreiben: wie diese in eine gegenwärtig relevante Vergangenheit zurückgreift und in eine gegenwärtig relevante Zukunft vorgreift, um eine (mehr oder minder dauerhafte) Gegenwart zu konstruieren, die sich nicht von selbst ergibt. Woher weiß ein politisches System, welche Themen gegenwärtig relevant sind? Es muß sich an Werte (z.B. Freiheit) erinnern können, deren Reaktualisierung durch die Kommunikation von Interessen (z.B. an der Vermeidung von zuviel Videoüberwachung) erreicht wird. Werte und Interessen bilden das Schema, mithilfe dessen politische Systeme rekursive Kommunikation betreiben.
Die gesamte aristotelische (Naturrechts-) Tradition geht nun davon aus, daß es Werte (wie Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit) sind, auf die sich politisches Handeln zu kaprizieren habe. Diese Tradition ist durch ihre wertbezogene Normativität gekennzeichnet. Dem macht Machiavelli mit seiner 'Erfindung' der Staatsräson ein Ende. Die (zweckrationalen) Interessen des Staates beginnen die (wertrationalen) Leidenschaften der frühen Neuzeit zu disziplinieren. Am Ende dieser Entwicklung faßt Rousseau die Differenz von Werten und Interessen in der Differenz von volonté de tous und volonté générale, die das Problem aufwirft, wie partikulare Interessen in ¿verallgemeinerbare Interessen¿ (Habermas; sprich: Werte) einmünden können. Die moderne Gesellschaft bekommt es dabei mit dem Problem zu tun, daß Werte nicht mehr hierarchisch fixierte, sondern nur noch relative und instabile Geltung erreichen, weshalb man sie erinnern muß oder auch vergessen kann. An einer Organisation wie al-Qaida etwa läßt sich studieren, wie die einen (im Irak) Werte erinnern, die die andern (in Afghanistan) vergessen und wie daraus ein Interessenkonflikt resultiert, der die Organisaton daran hindert, ihre Inte-ressen zu verallgemeinern. Andererseits müssen etwa moderne Volksparteien viele Werte gleichzeitig erinnern, weil sie viele Interessen zu berücksichtigen haben. Funktioniert das Gedächtnis dieser politischen Organisationen schlecht oder angemessen?
In der Veranstaltung soll ein Verständnis dieses Problems erarbeitet werden, das nicht an Prinzipien, sondern an Rekursivität der Kommunikation orientiert ist.

Bibliography

Einführende Literatur

Luhmann, N., 2000: Das Gedächtnis der Politik, in: ders., Die Politik der Gesellschaft, Ffm.: Suhrkamp

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weekly Di 10-12 T2-149 03.04.-10.07.2007

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