Migranten werden als Menschen definiert, die ihre Heimat verlassen und sich in Ländern niedergelassen haben, die ihnen anfangs fremd waren. Sie sind – im besten Falle – mindestens in zwei Kulturen ,zuhause‘. Dis Diskussion über Migranten, die anfangs hauptsächlich politisch geführt wurde, fand ihren Weg in den 1980er Jahren auch in die Literaturwissenschaft und setzte hier nicht nur neue, sondern im Kontext der interkulturellen Literatur auch konstruktive Akzente. Werke der deutschen Gegenwartsliteratur, die unter dem Begriff „Migrationsliteratur“ aufgefasst werden, sind überwiegend auf Deutsch geschrieben und gehören somit auch zu der deutschen Sprache und Kultur. Was macht sie aber zu einer „Migrationsliteratur“? Was liest man in den Texten der sogenannten Migrationsliteratur, die sie als solche verstehen lässt? Ist die Diskussion über eine Migrationsliteratur in einem Zeitalter, in dem die Mobilität zu einem entscheidenden Kriterium kulturellen Zusammenlebens geworden ist, überhaupt noch zeitgemäß?
Das Seminar will sich einerseits mit den theoretischen Grundlagen der interkulturellen Literatur befassen und anderseits zentrale Texte der Migrationsliteratur im Hinblick auf diejenigen Kriterien besprechen, die solche Texte als interkulturelle Texte charakterisieren. Bitte beachten Sie außer der angegebenen Literaturliste auch den Semesterapparat!
Grundkenntnisse der literarischen Romananalyse werden vorausgesetzt.
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Termine und Themen
Bei der Text-Analyse bilden u.a. folgende Fragen den Diskussionsgegenstand:
• Wie wird das Thema der Migration im Allgemeinen dargestellt?
• Wie wird das Thema der Migration aus der Perspektive der jeweiligen
(Haupt-)Figuren beschrieben, und wie entwickelt sich diese Perspektive?
• In den Romanen wird stets die Dichotomie des Eigenen und des Fremden aufgestellt. Mit welchen Mitteln und Motiven wird dabei gearbeitet? Durch welche Grenzen werden das Eigene und das Fremde voneinander getrennt und wie werden sie verortet? Handelt es sich bei dieser Strategie tatsächlich um Trennen oder vielleicht auch um Verbinden?
• Eine der zentralen Aspekte der sogenannten „Migrationsliteratur“ ist die Identität, ihre Bildung und Entwicklung. So ist hier die Frage, welche Rolle spielt Identität in der Perspektive der Protagonisten und wie wird sie gebildet?
3.4.2012: Migrationsliteratur: Begriff – Geschichte – Aktualität – Problematik
10.4.2012: Özdamar: Mutterzunge.
17.4.2012: Özdamar: Mutterzunge.
24.4.2012: Ören: Was will Niyazi in der Naunynstraße?
1.5.2012: Feiertag
8.5.2012: Ören: Der kurze Traum aus Kagithane.
15.5.2012: Ören: Die Fremde ist auch ein Haus.
22.5.2012: Özakin: Die Leidenschaft der Anderen.
29.5.2012: Feiertag
5.6.2012: Özakin: Die Leidenschaft der Anderen.
12.6.2012: Kara: Selam Berlin.
19.6.2012: Kara: Selam Berlin.
26.6.2012: Kara: Selam Berlin.
3.7.2012: Kara: Selam Berlin.
10.7.2012: Mögliche Fragen: intertextuelle Bezüge in der Textauswahl; die Perspektive auf das Thema der Migration (Entwicklung, Prozess); Identität; Verortung des Eigenen und des Fremden
Primärtexte
Özdamar, E. S.: Mutterzunge. 1990. (zur Anschaffung)
Ören, A.: Was will Niyazi in der Naunynstraße? 1973.
---: Der kurze Traum aus Kagithane. 1974.
---: Die Fremde ist auch ein Haus. 1980.
Özakın, A.: Die Leidenschaft der Anderen. 1983.
Kara, Y.: Selam Berlin. 2003. (zur Anschaffung)
Soziokulturelle Studien
Bade, K. J.: Vom Auswanderungsland zum Einwanderungsland?1983.
--- (Hg.): Ausländer – Wanderarbeiter – Gastarbeiter. 1984.
--- (Hg.): Deutsche im Ausland – Fremde in Deutschland. 1992.
Chiellino, C. (Hg.): Interkulturelle Literatur in Deutschland. 2007.
Jamin, M. u.a. (Hg.): Fremde Heimat. 1998.
Schumacher, H.: Einwanderungsland BRD. 1992.
Weber, A. (Hg.): Einwanderungsland Bundesrepublik Deutschland in der Europäischen Union. 1997.
Literaturwissenschaftliche Studien
Adelson, L. A.: “Touching Tales of Turks, Germans, and Jews: Cultural Alterity, Historical Narrative, and Literary Riddles for the 1990s”. In: New German Critique 80 (Spring/Summer 2000). 93-124.
Gerstenberger, K.; Herminghouse, P.: “German Literature in a New Century. […]”. In: dies. (Hrsg.): German Literature in a New Century. 2008. 1-11.
Neubauer, J.: Türkische Deutsche, Kanakster und Deutschländer. Identität und Fremdwahrnehmung in Film und Literatur. 2011.
Schmitz, H. (Hrsg.): Von der nationalen zur internationalen Literatur. 2009. (siehe Beiträge von J. Joachimsthaler; A. Lübcke; S. Vlasta und H. Schmitz <Einleitung>)
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 16-18 | H16 | 02.04.-13.07.2012
nicht am: 03.07.12 |
neuer Raum: V2-205 |
einmalig | Di | 16:00-18:00 | V2-105/115 | 03.07.2012 |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Germanistik / Bachelor | (Einschreibung bis SoSe 2011) | Kern- und Nebenfach | BaGerP2L | 2/5 | |||
Germanistik / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2S | 2/5 | ||||
Germanistik (GHR) / Master of Education | (Einschreibung bis SoSe 2014) | BaGerP2L | 2/5 |
Regelmäßige und aktive Teilnahme an den Diskussionen
Referate
Hausarbeiten
Eine Erweiterung des Themas und der Kenntnisse ist im Seminar "Heimat denken, Heimat sprechen, Heimat verorten" möglich. Für dieses Seminar existiert ebenfalls ein Semesterappart, der Ihnen zur Verfügung steht.