Nicht erst seit dem 07. Oktober 2023 wirft das Zusammenspiel von Feminismus, Antisemitismus und dem Nahostkonflikt eine Vielzahl komplexer, schwieriger und oft widersprüchlicher Fragen auf. Aber vor dem Hintergrund des Massakers der Hamas und des immer unerträglicher werdenden Krieges und der massiven Völkerrechtsverletzungen in Gaza, werden feministische Positionen und Solidarität auf eine besonders harte Probe gestellt.
Immer häufiger zeigt sich die Tendenz, feministische Solidarität entlang ideologischer Lager zu spalten. Wer sich feministisch mit palästinensischen Frauen und israelkritischen Gruppen solidarisiert, wird schnell des Antisemitismus verdächtigt, wer israelische Sicherheitsinteressen betont, sieht sich dem Vorwurf ausgesetzt, koloniale und rassistische Strukturen zu stützen sowie einen Vernichtungskrieg gegen das palästinensische Volk zu legitimieren. Hier braucht es mehr Raum für differenzierte Positionen, Empathie und für die Anerkennung multipler Betroffenheiten.
Daher wollen wir in diesem Seminar zunächst versuchen, den Grundkonflikt und seine Geschichte besser zu verstehen. Dafür werden wir jüdische Feministinnen und Intellektuelle wie Hannah Arendt, Eva Illouz und Esther Benbassa und andere zu Wort kommen lassen, die sowohl historische als auch aktuelle Erfahrungen mit Antisemitismus reflektieren und gleichzeitig Perspektiven auf den Nahostkonflikt entwickeln, die intersektionale und feministische Analyseansätze mit einbeziehen.
Die drei Intellektuellen stehen jeweils für unterschiedliche Generationen, kulturelle Kontexte und politische Positionierungen. Gemeinsam ist ihnen jedoch, dass sie sich als jüdische Frauen kritisch mit Antisemitismus und dem Nahostkonflikt auseinandersetzen, oft auch gegen den Strich dominanter Narrative und hegemonialer Deutungsmuster.
Darauf aufbauend werden wir uns in diesem Seminar mit den schrecklichen Ereignissen am 07. Oktober 2023 und den dadurch ausgelösten Gaza-Krieg beschäftigen. Die Herausforderung wird dabei sein, einseitige Schuldzuweisungen, vereinfachende Narrative oder Opferkonkurrenzen möglichst zu vermeiden.
Daher wird in diesem Seminar eine multiperspektivische und multidirektionale Herangehensweise gewählt. Diese sieht die Existenz von Widersprüchen, Ambivalenzen und Ambiguitäten nicht als ein zu behebendes Defizit an, sondern als erforderlich, um die patriarchalen Gewaltstrukturen auf beiden Seiten zu hinterfragen, Perspektivierungen als Erkenntnisquelle zu erschließen und entgegen radikaler Lagerlogiken Lösungswege zu erkunden.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Mi | 14-16 | 15.10.2025-04.02.2026 |
Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M26 Fachmodul Geschlechterforschung und Geschlechterverhältnisse | Einführung (Seminar 1) | Studienleistung
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Studieninformation |
Vertiefung (Seminar 2) | Studienleistung
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Studieninformation | |
- | benotete Prüfungsleistung | Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.