Wie Menschen mit sich selbst und anderen umgehen, wie sie kommunizieren, sich kleiden oder bei Tisch verhalten, ist historisch veränderlich. Umgangsformen ("Manieren", "Benehmen", "Höflichkeit") ermöglichen Aufschlüsse über gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen, über Machtverhältnisse und soziale Ein- und Ausschlüsse. Sie stellen kollektive Verhaltensnormen dar, die in individuelle körperliche Praktiken überführt werden (sollen). Kontinuität und Wandel gesellschaftlicher Selbstbilder und Ordnungsentwürfe lassen sich an ihrem Beispiel in den habitualisierten individuellen Körperpraktiken aufspüren und erfahrbar machen. Der Grundkurs widmet sich Verhaltensanforderungen und -habitualisierungen im 19. und 20. Jahrhundert und fragt nach Entstehung und Wandel der bürgerlichen Gesellschaft in der Moderne.
Auf der propädeutischen Ebene thematisieren wir das Phänomen der historischen Zeit, ihre Erkenntnismöglichkeiten und gesellschaftlichen Funktionen. Geübt werden zentrale methodische Kompetenzen wie der Umgang mit fachwissenschaftlichen Rechercheinstrumenten, die Auseinandersetzung mit einschlägiger Forschungsliteratur sowie die Quellenanalyse. Die Prüfung sieht eine 7-8-seitige Quelleninterpretation vor.
Neben Theorietexten und Forschungsliteratur werden Benimmbücher, Konversationslexika, Presse, Bilder und Selbstzeugnisse als Quellen analysiert.
Wir werden die Präsenztermine, Freitag 10.00 bis 13.00 Uhr für den Grundkurs und Dienstag, 8.30 bis 10.00 Uhr für das Tutorium als feste Arbeitszeiten nutzen und über LernraumPlus sowie Zoom zusammenarbeiten.
Literatur:
Bourdieu, Pierre, Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Frankfurt a. M. 1982.
Budde, Gunilla, Geschichte. Studium - Wissenschaft – Beruf, Berlin 2010. Online verfügbar unter http://dx.doi.org/10.1524/9783050049632.
Dies., Blütezeit des Bürgertums (Geschichte kompakt), Darmstadt 2009.
Busse, Laura / Wilfried Enderle u.a. (Hg.), Clio-Guide. Ein Handbuch zu digitalen Ressourcen für die Geschichtswissenschaften. 2. erweiterte und aktualisierte Auflage, Berlin 2018 (Veröffentlichungen von Clio-online, Nr. 2). Online verfügbar unter https://guides.clio-online.de/.
Döcker, Ulrike, Die Ordnung der bürgerlichen Welt. Verhaltensideale und soziale Praktiken im 19. Jahrhundert, Frankfurt a. M. 1994.
Elias, Norbert, Veränderungen europäischer Verhaltensstandards im 20. Jahrhundert, in: ders., Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert, hrsg. von Michael Schröter, Frankfurt a. M. 1989, S. 33-60.
Frieling, Kirsten O., Haltung bewahren. Der Körper im Spiegel frühneuzeitlicher Schriften über Umgangsformen, in: Rebekka von Mallinckrodt (Hg.), Bewegtes Leben. Körpertechniken in der Frühen Neuzeit, Wolfenbüttel 2008, S. 39-59.
Jordan, Stefan, Theorien und Methoden der Geschichtswissenschaft, 4., aktualisierte Auflage, Paderborn 2018. Online verfügbar.
Reckwitz, Andreas, Wie bürgerlich ist die Moderne? Bürgerlichkeit als hybride Subjektkultur, in: ders., Unscharfe Grenzen. Perspektiven der Kultursoziologie, Bielefeld 2008, S. 197-216. Online verfügbar.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-SU12G Geschichtswissenschaft und ihre Didaktik im Sachunterricht | Grundkurs Historische Lebenswelten | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Liebe Studierende,
die Corona-Pandemie lässt im Sommer 2020 Präsenzlehre und Exkursionen nicht zu. In Lehre, Lernen und Zusammenarbeiten befinden wir uns in der experimentellen Situation des "Distance Learnings" über digitale Medien, aus der wir vielleicht auch spannende neue Erkenntnisse gewinnen – dazu möchte ich Sie herzlich einladen!
Wir werden die Präsenztermine, Freitag 10.00 bis 13.00 Uhr für den Grundkurs und voraussichtlich auch Dienstag, 8.30 bis 10.00 Uhr für das Tutorium als feste Arbeitszeiten nutzen, sei es für Aufgaben und Chats, die Sie über den LernraumPlus bearbeiten, oder sei es für Gruppen- und Plenardiskussionen, für die das Programm Zoom bereitgestellt werden soll. Weitere Arbeitszeit besteht wie immer in der individuellen Lektüre und Bearbeitung von Aufgaben. Unsere Kommunikation wird regelmäßig über den Mailverteiler der Veranstaltung und über Nachrichten im Lernraum stattfinden. Darüber hinaus wollen wir Videokonferenzen ausprobieren, auch wenn das die Face-to-face-Kommunikation der Präsenzveranstaltung nicht ersetzen kann.
Ein Semesterprogramm mit einer Übersicht der Themen, Lektüren, Aufgaben, Arbeitsformen und Termine wird in der Woche ab dem 6. April im Lernraum hochgeladen. Auch Sekundärliteratur und Quellenmaterial werden dort in Form von Scans abrufbar sein.
Unser erster Termin findet am 24. April um 10.00 Uhr statt, über den Ablauf erhalten Sie noch eine Information per Mail.
Bitte schreiben Sie, wenn Sie Fragen haben.
Mit herzlichen Grüßen
Bettina Brandt
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: