Lokale Kontexte werden heute weltweit zunehmend durch Konfrontationen verschiedenartiger Akteure ausgeprägt. Wichtige Anregungen für die Analyse dieser lokalen Dynamiken entstammen der Entwicklungssoziologie bzw. ?anthropologie, was sich damit erklärt, dass die qualitativ verfahrende Entwicklungsforschung seit mindestens zwei Dekaden Entwicklungsinterventionen als komplexe Beziehungskonfigurationen betrachtet, die in lokale Zusammenhänge eingebunden werden. In solchen extended-case-studies interessieren Aushandlungen in Akteurskonstellationen, in denen internationale Organisationen, staatliche Ämter, verschiedenartige Experten, Nichtregierungsorganisationen (NROs) sowie unterschiedliche Akteure aus der lokalen Bevölkerung aufeinander treffen. Der von Norman Long (1989) vorgeschlagene und vielfach aufgegriffene akteurszentrierte Forschungsansatz lenkt die Aufmerksamkeit auf Prozesse an den ?Schnittstellen?, wo Konflikte zwischen höchst unterschiedlichen Partnern ausgetragen werden. Dieser Ansatz verfährt multiperspektivisch, indem auch die jeweils anderen Handlungslogiken der beteiligten Akteure in ihren Konfrontationen zur Untersuchung gelangen (vgl. auch Long 2001). Diese unterscheiden sich in ihren Anliegen, Interessen und Handlungsstrategien und sie orientieren sich an mannigfaltigen kulturellen Repertoires. Die rezente Publikation von David Mosse (2005) zeigt ferner eindrucksvoll, wie im Rahmen von Entwicklungsinterventionen die beteiligten Personen und Organisationen alle unterschiedliche Interpretationsmuster und Erwartungen an das gleiche Projekt knüpfen und wie trotz dieser Vielfalt an Interessen gemeinsame Handlungsfelder entstehen. Diese Forschungsansätze lassen sich auf eine Vielzahl anderer Situationen übertragen (Prozesse der Demokratisierung, Marktgeschehen, lokale Kulturpolitik). Einschlägige Texte sollen gemeinsam gelesen und diskutiert werden. Ca. die Hälfte der Sitzungen soll in englischer Sprache abgehalten werden.
Dieses Seminar richtet sich an Studierende im Haupt- und Doktorandenstudium, u.a. an diejenigen Personen, die sich auf die Lehrforschung Sri Lanka (Sommer 2006) vorbereiten.
Long, N. 1989. Conclusion in N. Long (Hrsg.) Encounters at the interface. A perspective on social discontinuities in rural development. Africultural University: Wageningen, S. 221-243.
Long, N., 2001: Development Sociology. Actor perspectives. London and New York: Routledge
Mosse, D., 2005: Cultivating Development. An Ethnography of Aid Policy and Practice. London: Pluto Press.
Olivier de Sardan, J.-P., 2005: Anthropology and Development. Understanding Contemporary Social Change. London: Zed Books.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Studiengang/-angebot | Gültigkeit | Variante | Untergliederung | Status | Sem. | LP | |
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Soziologie | Nebenfach | 2.4.7 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Diplom | (Einschreibung bis SoSe 2005) | 2.4.7 | Wahlpflicht | HS | |||
Soziologie / Promotion | Graduierte | ||||||
Soziologie (Nebenfach) / Magister | 2.4.7 | Wahlpflicht | HS | ||||
Soziologie (2. Hauptfach) / Magister | 2.4.7 | Wahlpflicht | HS |