Die Methode des narrativen Interviews wurde in den 1970er Jahren im Rahmen von Interaktionsstudien entwickelt und
später in der Biografieforschung rezipiert. Seither hat sich das narrative Interview, trotz aller Kritik am Gesprächsverhalten
und theoretischen Grundannahmen, zu einem Standard der qualitativen Interviewforschung entwickelt. Mit der Digitalisierung
eröffnen sich neue Felder der narrativen Interviewforschung, die bisher aber nur wenig erkundet worden sind.
Zunächst mag es einleuchten, dass man „analoge“ narrative Interviews auf „digitale“ Situationen übertragen kann,
indem man narrative Interviews eben „einfach“ per Skype, Zoom, Jitsi o.a. führt. Doch wie verändert sich die
Gesprächssituation, wenn narrative Interviews per Videoübertragung durchgeführt werden? Welche Auswirkungen
hat dies z.B. auf erzählgenerierende Fragen oder darauf, wie Erzählungen dargestellt werden? Digitale Medien bieten
darüber hinaus jedoch auch noch ganz andere Möglichkeiten: Befragungen könnten auch per E-Mail, über Kurznachrichten,
Sprachnachrichten, in Internetforen o.a. durchgeführt werden. '''Wie könnten Techniken des narrativen Interviews
hierauf übertragen werden?'''
Diesen Fragen werden wir im Seminar nachgehen. Dazu generieren die Teilnehmer*innen des Seminars über verschiedene
digitale Zugänge Erzählungen, die wir dann sammeln und vergleichend analysieren: Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede
ergeben sich zwischen Erzählungen, die z.B. per Whatsapp und Chat generiert wurden? Die Teilnehmer*innen des Seminars bekommen
dazu Vorschläge für Themen, Fragestellungen und Vorgehensweisen, die zur Hervorlockung von Erzählungen genutzt werden können
(z.B. Urban Legends, Gerüchte, besondere Erlebnisse, peinliche Geschichten o.a.). Daneben ist es aber auch möglich, eigene Themen
und Formen der Datengewinnung einzubringen (z.B. über die Nutzung eigener „Lieblingsmedien“).
Ziel des Seminars ist die praktische Einübung eines Umgangs mit narrativen Interviewdaten und deren Analyse im Anschluss an Fritz Schütze.
Im Mittelpunkt steht die gemeinsame praktische Arbeit an Datenmaterial in den Sitzungen und die Auseinandersetzung mit digitalen Formaten
narrativer Interviewtechniken. Das Seminar gehört zum Veranstaltungstyp „Vertiefung Methoden“ und bietet die Möglichkeit für eine Prüfungsleistung
(siehe Modulhandbuch 30-M5 Vertiefung Methoden I)!
Für die Studienleistung können die Studierenden zwischen 3 Formen von Aufgabenszenarien wählen. Weitere Informationen dazu werden
in der ersten Sitzung gegeben. Die Studienleistung besteht aus einem Portfolio und Kurzpräsentationen. Im Portfolio werden Daten, Notizen
u.a. gesammelt. In Kurzpräsentationen werden am Ende von Arbeitsphasen, als „Zwischenstände“, die wichtigsten Beobachtungen und
Einsichten der bisherigen Arbeit mündlich zusammengefasst und vorgestellt. Im Anschluss an die Studienleistung können die Teilnehmer*innen
zwischen verschiedenen Textsorten wählen, mit denen die Studienleistung zu einer Prüfungsleistung "benoteter Abschlussbericht (15-20 Seiten)"
ausgebaut werden kann (wissenschaftlicher Bericht, Aufsatz u.ä.).
Die Termine für Präsenzsitzungen vor Ort gelten vorbehaltlich der Raumzuweisung und den weiteren Regelungen der Universität Bielefeld hinsichtlich des Lehr- und Prüfungsbetriebs im Wintersemester 2021/22.
Der erfolgreiche Abschluss von Modul 30-M2: Methoden der empirischen Sozialforschung (Grundlagen) ist notwendige Voraussetzung zur Teilnahme der Veranstaltung!!!
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum | |
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wöchentlich | Di | 10-12 | ONLINE | 12.10.2021-01.02.2022
nicht am: 09.11.21 / 30.11.21 / 07.12.21 / 14.12.21 / 18.01.22 |
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einmalig | Di | 10-12 | X-E0-212 | 09.11.2021 | |
einmalig | Di | 10-12 | C5-141 | 30.11.2021 | |
einmalig | Di | 10-12 | C5-141 | 07.12.2021 | |
einmalig | Di | 10-12 | C5-141 | 14.12.2021 | |
einmalig | Di | 10-12 | C5-141 | 18.01.2022 |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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30-M10 Vertiefung Methoden II | Vertiefung Methoden | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
30-M5 Vertiefung Methoden I | Vertiefung Methoden | Studienleistung
benotete Prüfungsleistung |
Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.