Am 9. November jährt sich der Berliner Mauerfall zum dreißigsten Mal. Zu diesem Anlass sind zahlreiche Veranstaltungen zu dessen Aufarbeitung sowie eine breite öffentlichkeitswirksame Berichterstattungen in den Medien zu erwarten. Das Seminar soll die Teilnehmer in die Lage versetzen, mit diesem noch immer emotionsgeladenen Moment in der deutschen Geschichte geschichtswissenschaftlich fundiert umzugehen und in den aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand einzuordnen.
Der Fokus des Seminars liegt auf der Rolle der DDR-Bürgerrechtsbewegung, deren Eingreifen und Beitrag vor, während und nach dem Mauerfall untersucht werden soll. Ausgangspunkt und theoretische Grundlage hierzu ist Pierre Bourdieus Modell gesellschaftlichen Umbruchs, welches er anhand des „kritischen Ereignisses“ und „kritischen Moments“ konstruiert. Sein Modell von Krise und Veränderung wird zunächst umfassend erarbeitet, sodass den Teilnehmern ermöglicht wird, es auch auf andere historische Thematiken anzuwenden. In einer ersten Anwendung werden staatlich-offizielle Materialien zur DDR-Bürgerrechtsbewegung an Bourdieus Modell geprüft und diskutiert.
Mittels ca. 20 minütiger Referate werden im übrigen Seminar verschiedene Etappen und Wirkungskreise der Bürgerrechtler vor, während und nach dem 9. November 1989 vorgestellt. Diese sind anschließend in der Diskussion am erarbeiteten theoretischen Modell von Revolution und Umbruch zu analysieren. Eine Abschlussdiskussion anhand einer kontroversen Schlagzeile beendet das Seminar.
Ziel des Seminars soll sein, die im nächsten Jahr öffentlich verbreitete Impressionen in den geschichtswissenschaftlichen Kontext einordnen zu können, sie mittels Bourdieus Modell sozialer Transformation selbstständig zu durchdringen und somit – wo nötig – kritisch zu hinterfragen und zu widerlegen.
Abschließen des Grundkurses Mittelalter/Frühe Neuzeit/Moderne
Verpflichtend:
Bourdieu, Pierre, "Der kritische Moment", in: Homo academicus. Frankfurt am Main 1984, S. 254-303.
Kowalczuk, Ilko-Sascha, Endspiel. Die Revolution von 1989 in der DDR. (Schriftenreihe Der Bundeszentrale Für Politische Bildung Bd. 762.). Bonn 2009, S. 9-20 und S. 301-550.
Zusätzlich:
Conze, Eckart (Hrsg.), Die demokratische Revolution 1989 in Der DDR. Köln 2009.
Großbölting, Thomas, “Bürgerprotest und Protestkultur am Ende der DDR. Zur inneren Dynamik der friedlichen Revolution”, in: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 64, 2013, S. 571-583.
Gutzeit, Martin (Hrsg.), Opposition und SED in der friedlichen Revolution. Organisationsgeschichte der alten und neuen Gruppen 1989/90. Düsseldorf 2011.
Henke, Klaus-Dietmar (Hrsg.), Revolution und Vereinigung 1989/90. Als in Deutschland die Realität die Phantasie überholte. (Dtv Bd. 24736.). München 2009.
Neubert, Ehrhart, Unsere Revolution. München 2008.
Timmer, Karsten, Vom Aufbruch zum Umbruch. Die Bürgerbewegung in der DDR 1989. (Kritische Studien Zur Geschichtswissenschaft Bd. 142.) Göttingen 2000.
Wentker, Hermann, “(W)Ende Gut! Die Friedliche Revolution Von 1989/90 - Ursachen, Verlauf, Ergebnis”, in: Praxis Geschichte 22, 2009, S. 4-10.
Rhythmus | Tag | Uhrzeit | Format / Ort | Zeitraum |
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Modul | Veranstaltung | Leistungen | |
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22-2.1 Theoriemodul | Grundseminar Theorien in der Geschichtswissenschaft | benotete Prüfungsleistung
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Studieninformation |
Die verbindlichen Modulbeschreibungen enthalten weitere Informationen, auch zu den "Leistungen" und ihren Anforderungen. Sind mehrere "Leistungsformen" möglich, entscheiden die jeweiligen Lehrenden darüber.
Studienleistung: Lektüre verpflichtenden Materials, aktive Teilnahme im Seminar sowie 20 minütiges Referat
Prüfungsleistung:
Mündliche Prüfung zum Abschluss des Theoriemoduls entweder
a) gemeinsam mit Prüfung zum Seminar Historiographie (30 Minuten)
b) als zeitlich versetzte Einzelprüfung zum Seminar Historiographie (15 Minuten)
Zu dieser Veranstaltung existiert ein Lernraum im E-Learning System. Lehrende können dort Materialien zu dieser Lehrveranstaltung bereitstellen: